Musik

Gitarre und Cello – fast eine Uraufführung im kleinen Honrath

Haben Sie schon einmal ein professionelles Duo mit Gitarre und Cello erlebt ? Vermutlich nicht, denn diese Kombination gibt es sehr selten bis fast nicht. Zumindest nicht vor dem 25. Februar 2024, wo David Dyakov und Roger Morelló-Ros zum ersten Mal öffentlich zusammen auftraten. Die beiden Profi-Musiker, ausgebildet in der Kölner Hochschule für Musik und Tanz, fanden nach dem Studium zusammen durch die Initiative von Dr. Franz Wingen, Vorsitzender der „Honrather Konzerte“. Beide haben eine beachtliche Vita. David Dyakov ist Bulgare, hat mit 11 Jahren in Sofia begonnen zu studieren, und wechselte 2010 zu Prof. Hubert Käppel nach Köln, gewann zahlreiche Preise, konzertiert weltweit – und spielt nun in Honrath. Chapeau.

Ein Saiteninstrument spielt auch Roger Morelló-Ros, welches aber gestrichen wird. Und zwei Saiten weniger hat als die Gitarre. Der junge Spanier ist ein sehr ausdruckstarker Cellist, studierte zunächst in seiner Heimat und konnte dann durch ein Stipendium nach Köln zu der berühmten Professorin Maria Kliegel wechseln. Sie ist auch Lehrerin des jungen Edward Tzu-Shao Chao, der zusammen mit Roger Morello-Ros das Jubiläumskonzert zum 40. Geburtstag der Honrather Konzerte bestritten hatte. https://www.kulturcram.de/2022/06/40-jahre-und-kein-bisschen-leise/

Sehr sympathische junge Musiker

Nun fanden sich die beiden Musiker sehr sympathisch und beschlossen, es mal als Duett zu probieren. Nur – für diese Kombination gibt es nichts Ordentliches. Also muss man etwas selbst stricken – was für ausgebuffte Profis ein Leichtes sein könnte. Und das war es dann auch. Die ausgezeichnete Akustik der Honrather Kirche schaffte es locker, trotz des geringeren Volumens der Gitarre eine ausgewogene Wahrnehmung der beiden Instrumente hörbar zu machen. Aber da gab es ja auch Solostücke aus dem Repertoire der beiden Musiker. So begann Roger Morello-Ros mit der Suite für Cello Solo seines berühmten Landsmanns Gaspar Cassadó (1897-1966). Mit kräftigem Bogenstrich, mit energischen Doppel- und Dreifachtönen im Wechsel mit zarten Kantilenen in anderer Klangfarbe. Ein wunderbarer Einstieg für den Nachmittag, der zusammen mit David Dyakov fortgesetzt wurde.

Letzte Probe vor dem Konzert

Der Gitarrist, dem man sein Body Training gut ansah, kam fröhlich aus der Sakristei, schlenkerte sein Gitarre und freute sich über das volle Haus – nein, die Kirche. Die Beiden hatten sich der Sonate in G-Dur von Luigi Boccherini (1743-1805) angenommen, und daraus das Largo und das Allegro bearbeitet. Und das perfekt, mit verblüffendem Zusammenspiel, man merkte kaum, dass da zwei Musiker am Werk waren. Ganz unterschiedliche Stimmungen erklangen bei den spanischen Volksliedern von Manuel da Falla (1876-1946), mal sehr sinnierend, mal tänzerisch, mal singend. Volkslieder halt. Nach der Pause musste David Dyakov solo ran, mit der „Grand Sonata für Gitarre“ in A-Dur von Niccolò Paganini, dem berühmten Geigenvirtuosen. Verblüffende Fingerfertigkeit, stupende Läufe, blitzartige Akkordfolgen – erstaunlich, was man alles aus einer Gitarre herausholen kann.

Klassisch ging das Konzert zu Ende mit der Arpeggione-Sonate von Schubert (1797-1828), geschrieben für eine „Bogengitarre“ und Klavier. Diese besondere Gitarre war nur kurz in Mode, die beiden fantasievollen Musiker schufen daraus ein Werk für Gitarre und Cello. Sehr reizvoll anzuhören und ebenso reizvoll, den jungen Musikern dabei zuzusehen. Klar gab es jubelnden Applaus und eine Zugabe. Und nette Gespräche auch mit den Musikern bei Wein und kleinen Speisen bei der anschließenden „Nachlese“ im naheliegenden Peter-Lemmer-Haus, wo man sich auch die CDs signieren lassen konnte.

Gratulation nach dem tollen Konzert. Links Marita Cramer, rechts Franz Wingen

Text von Michael Cramer. Fotos von Herbert Schäfer.

Das nächste Konzert gibt es am 14. April 2024: DREI STRADIVARIES


Die drei Instrumente stammen alle von Antonio Stradivari. Die beiden Geigen 
kennen sich noch von früher, als sie gemeinsam in dem Streichquartett gespielt wurden, dessen Primarius der berühmte Geiger und Brahmsfreund Joseph Joachim war – das Cello ist das legendäre Mara, dessen wechselvolle Geschichte im gleichnamigen Roman von Wolf Wondratschek beschrieben wird und das sich lange im Besitz von Heinrich Schiff befand

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