Feuerwehrtheater Overath-Heiligenhaus – Klasse wie immer

Alle Jahre wieder trainieren die Jungs und ihre Mädels der freiwilligen Feuerwehr für ein neues Theaterstück. Und zwar richtig feste, unter der langjährigen wie liebevollen Knute von Regisseurin Rita Roth. Sie löscht zwar nicht selbst, aber ihr Ehemann Roland ist hoch engagiert dabei. Das aktuelle Stück geht schon etwas unter die Gürtellinie, aber nur sehr wenig. Hier der Text aus der “Bergischen Landeszeitung”

Was macht eine Schauspielgruppe mit elf rosa Bademänteln, wenn das aktuelle Stück abgespielt ist? Das dürfte sich die Regisseurin Rita Roth nach der letzten Aufführung des Erfolgsstücks „Unter Bademänteln“ fragen. Ganz einfach, jeder Schauspieler behält sein eigenes Exemplar, vielleicht für das nächste Dorffest oder Karneval oder die Sauna. Worum ging es in der „Posse in Plüschpantoffeln“ anlässlich des Feuerwehrfestes 2024 ? Die freiwillige Feuerwehr aus Overath-Heiligenhaus hatte wie alljährlich ein Theaterstück einstudiert und an 5 Abenden aufgeführt – jede Vorstellung mit riesigem Applaus im ausverkauften Pfarrsaal. Kein Wunder, das Stück von Vera Wittrock hat es in sich, auch an erotischem Beiwerk. Im zwielichtigen Kurhotel „Zum rosa Rüssel“ – schon der Name lässt einiges vermuten – beherrscht der Hotelchef Engelbert Heiler – alias Christian Michels – die etwas schlüpfrige Szene.

Er ist der Star des Abends mit seiner Darstellung des schwulen Hotelchefs, mit typischen Handbewegungen, Mimik und Sprache. Große Klasse. Da hat sich schon ein merkwürdiges Völkchen im Hotel eingenistet: der prollige Bruno (Frank Schmidt) will sich nur etwas erholen, wenn da nicht seine eifersüchtige Ehefrau wäre (Eveline Mohr): Spionage statt Fango. Köstlich. Im rosa gestylten Hotel (Bühne von Marco Hemshorn, Macus Böse und Frank Schmidt) dreht sich das Erotik-Karussell. Da gibt es eine Gräfin Mathilde von Märtesheimer, köstlich lasziv: Andrea Becher.  Ihr Hobby ist Champagner: „gekühlt, aber nicht zu kalt“. Sie hat ein teures Collier in ihrem Zimmer versteckt und vermutet in jedem Gast einen potenziellen Dieb.

Hinter dem Collier ist die Mafia her in Gestalt von Marcus Fischer als Vicenzo Vitello, nicht nur auf südländisch geschminkt, sondern auch mit perfektem italienischem Akzent und echten Schimpfworten unterwegs. Seine energische italienische Mama spielt Brigitte Stein, einfach wunderbar.  Die lokale Polizei hatte durch den Anruf des Hotelchefs Wind von dem geplanten Raub bekommen, und Christopher Merkel als stämmiger Polizist Horst Brutalsky mit dem erotischen Schnurrbart mit dem Motto „reinstürzen, fesseln, einbuchten“ hängte sich an den potentiellen Dieb. Zu den anderen Gästen: Auch die junge, entzückende Fitnesstrainerin Kathrin Fischer (Laura Froch) wollte nicht ungeküsst bleiben und warf sich mit erotischem Elan an die Brust von Vicenzo, dem das nicht gerade unangenehm war­­­. Unter den Kurgästen gab es noch die „Nymphomanin“ Cornelia Längsfeld (Lisa Raddemann), die mit einem erheblichen Vorrat an Gin ausgestattet war und Bruno ständig zu verführten suchte. Für die edle Gräfin war klar: Eine Nymphomanin ist eine Frau mit einem Fischschwanz.

Zu erleben waren zwei sehr originelle Theaterstunden plus zwei Pausen, mit allerlei witzigen kleinen Kurschatten-Storys, eine Aufführung mit Leidenschaft und Herzblut und sehr engagierten Schauspielern und Zuschauern, die kein Problem mit Zwischenrufen hatten – die auch prompt beantwortet wurden. Schallendes Gelächter gab es zum Ende und zum Höhepunkt, als der Polizist die Uniform auszog und seine pinke Unterwäsche präsentierte – und sich ebenfalls als schwul outete.

Die Regisseurin Rita Roth hatte mit dem Stück erneut ihre hohe Qualität bewiesen, die Laienschauspieler zu köstlichem Spiel anzuleiten, viele Lacher gehen auf ihr Konto. Aber auch auf das der Souffleuse Kerstin Winkel, die dafür gesorgt hatte, dass niemand „hängen“ blieb. Und nicht zu vergessen ist die hervorragende Bewirtung durch die Feuerwehrleute und ihre Angehörigen. Wo erlebt man denn,  daß ein Schnitzel oder ein Caipirinha von einem echten Brandmeister serviert wird.

Besucht: Letzte Aufführung am 20. April 2024

Premiere am 12. April 2024

Fotos: Privat und Anron Luhr