Theater

Lauter Lügen und noch mehr

 

Von der alten Volksweisheit, dass „Lügen kurze Beine haben“, war im neuen Stück „Das Blaue vom Himmel“ im Kölner Theater am Dom herzlich wenig zu sehen; der selbstverliebte Dauerlügner Marko (ganz köstlich und auch als Regisseur: Marko Pustisek) ist groß und schlank, ein sehr guter Typ, der das Lügen gar nicht nötig zu haben scheint. Das „Theater am Dom“ mit seinem Chef Oliver Durek ist sehr findig, jährlich vier originelle Stücke in der Theaterlandschaft zu entdecken. Das klappt auch immer ganz prima. Das aktuelle Werk stammt aus der Feder des Franzosen Éric Assous, 1956 in Tunesien geboren und am 12. Oktober 2020 verstorben; er hat an die fünfzig Werke geschrieben, ein sehr erfolgreicher Autor.

Im „Das Blaue vom Himmel“ geht es um viele und sehr komplizierte Lügen, mit denen Bernhard (ganz köstlich: Marko Pustisek) seine angeschlagene Ehe retten will. Und zwar auf Kosten seines besten Freundes Philippe (lieb und ganz brav:  Stefan Laube). Was eigentlich unfair ist, denn niemand soll erfahren von seiner Affäre mit Soraya (Barbara Maria Sava), ein Wonneproppen mit hartem slawischen Akzent, und äußerst sexy. Aber der recht ungeschickte Lügenbold verstrickt sich immer weiter in ein erotisches und terminliches Geflecht; man muss schon sehr gut hinhören, lacht dann aber umso mehr.

Soraya will unbedingt bei ihm einziehen, was auf keinen Fall möglich ist, denn Bernhard ist mit Alice (Mariella Ahrens) verheiratet. Also muss als Alibi seine Mutter ran, die angeblich angerufen hätte, es ginge ihr sehr schlecht und sie brauchte Hilfe. Und Soraya braucht Geld, um irgendwo im Hotel unterzukommen. Philippe fährt also los, als die Mama anruft und ihren Sohn erinnern will, dass er sie zum Friseur fahren soll. Nix mit Krankheit. Die Lügerei nimmt ständig zu, und damit auch das Gelächter des sehr gut gefüllten Theaters.

Schlag auf Schlag fallen die Pointen, der Regisseur lässt kaum Zeit zum Atmen. Denn mancher entdeckt sicherlich etliche Parallelen zum eigenen Dasein, und einige Zuschauer gehen vielleicht auch ein wenig nachdenklich ob ihres eigenen Liebeslebens nach Hause.

Das Blaue vom Himmel, eine hinreißende Verwechslungsklamotte und eine Komödie voller Wortwitz und gewaltiger Energie. Ein sehr lohnender Theaterabend.

 

Premierenfeier. Foto von Andrea Matzker

Aufführungen bis zum 14. April 2024

Tickets unter https://theateramdom.de/tickets-abo/karten-bestellen

Besuchte Aufführung am am 1. Februar 2024

Rezension von Michael Cramer

Fotos: Theater am Dom

 

 

 

 

 

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