Kunst

Köln: “Weihnachtszirkus” statt Weihnachtsmarkt

 

Text und Fotos: Michael Cramer

„So ein Zirkus“ sagt man üblicherweise, wenn etwas nicht klappt oder viel zu kompliziert erscheint. Das ist nicht anders während der aktuellen Corona-Pandemie mit den unterschiedlichen Vorschriften in den unterschiedlichen Bundesländern. Dieses Problem trifft natürlich auch den Zirkus. So hat Bernhard Paul, Chef des berühmten Roncalli, bereits im Frühjahr das Handtuch geschmissen und eine durchgeplante Tournee – leider auch in Köln – komplett abgesagt. Ein riesiger Verlust für das Traditionsunternehmen. Vielleicht pfiffiger hat sich der „Kölner Weihnachtszirkus“ angestellt, der auch in der Vergangenheit in Köln am Fuße der Zoobrücke sein Palastzelt erfolgreich aufgeschlagen hatte. Und o Wunder: auch in dieser Saison spielt der Circus – trotz Corona und das in sechster Auflage. Wobei es der Weihnachtszirkus mit einem einzelnen Gastspiel viel einfacher hat als Roncalli mit einer ganzen Serie. Alles natürlich unter strengen Bedingungen: anstatt sonst 1500 Zuschauer werden nur max. 940 Eintrittskarten verkauft, denn die 60 Mitarbeiter auf und hinter der Bühne müssen mitgezählt werden. Sieben getrennte Eingangsbereiche, viele unbesetzte Sitzreihen und mit Plexiglasscheiben abgetrennte Balkonlogen für Familien – damit war das Ordnungsamt zufrieden. Auch hinsichtlich des Plans, die 100minütigen Vorstellungen ohne Pause ablaufen zu lassen und auch keine Restauration anzubieten, was damit die Einhaltung des Mindestabstands möglich macht. Allerdings bekommt jeder Besucher ein Getränk und eine Tüte Popcorn – beides schon im Eintrittspreis enthalten.

Das Konzept hat sich bei den Artisten rasch herumgesprochen, Zirkusdirektor Ilja Smitt konnte sich vor Anfragen kaum retten, jeder Artist wollte gerne auftreten, Smitt hatte sozusagen „freie Auswahl“. „Er könne glatt drei Shows zusammenstellen“, berichtete er auf einer Pressekonferenz im Dorint-Hotel hoch über den Dächern der Stadt mit wunderbarem Blick auf den Kölner Dom. Zusammen mit seiner charmanten Ehefrau Katja Bondareva-Smitt versprach er vor allem Sicherheit, eine angenehme Atmosphäre und das Weglassen der lästigen Masken am Platz. Smitt: “Die kommende Show wird unsere bislang beste, und sie wird unglaublich witzig”

Zirkusdirektor Ilja Smitt und Ehefrau Katja Bondareva-Smitt

Und fürs Auge hatte er auch etwas mitgebracht: den belgischen Clown Barto und Leonid Beljakow mit seiner Hundeshow. Der gertenschlanke Barto scheint Gelenke aus Gummi zu haben, konnte sich mit der rechten Hand hinten um den Hals an der linken Brustwarze kitzeln und sich durch einen Draht-Kleiderbügel zwängen. Und das unter ständigem Gimassenschneiden. Vermutlich muss er aber auf die belgische Nationalspeise, Fritten mit Mayo, dauerhaft verzichten. Leonid stellte zwei seiner Hunde vor, eine hübsche Vorschau auf seine Präsentation.

Barto “im Eimer” und Leonid Beljakow mit seinen Hunden

Natürlich wurde auch das übrige Programm angekündigt: die legendären und vielfach preisgekrönten italienischen Handstandartisten „Pellegrini-Brothers“, Anton Monastyrsky zeigt als „Herr der Ringe“ schier Unglaubliches mit seinen Reifen. Auch der holländische Zauberweltmeister Marcel Kalisvaart ist mit im Boot, ebenso der Ukrainer Andrey Vovk, der sogar Autoreifen durch die Luft wirbelt. Zwei echte Opernsänger, Sara Pretegiani und Giovanni Palmiere werden die Show musikalisch begleiten. Und noch vieles mehr. Alles in allem ein erheblicher logistischer Aufwand, auch wegen der internationalen Reisebeschränkungen.

Interessierte Presse

 

Smitt wandte sich mit eindringlichen Worten an die anwesende Presse, dass die Politiker auch kreative Möglichkeiten aufzeigen sollen: Nicht nur „Abstand halten“, sondern auch „zusammenstehen“. Der Vorverkauf für die Show vom 4. Dezember bis 3. Januar hat bereits begonnen, die Stadt hängt voller Plakate. Ein rechtzeitiger Kartenkauf (ab 16.50 €) ist ratsam, da die kulturell ausgehungerten Kölner bereits fleißig vorbestellen. Viele Infos hier: https://koelner-weihnachtscircus.de/, Karten bei www.koelnticket.de

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