Musik

Maria Kliegel: Berühmte Cellistin in Bensberg

Auftakt-Konzert in der Service-Residenz am 20.Oktober

Text und Fotos: von Michael Cramer

Es ist immer etwas Besonderes, das Auftaktkonzert einer Musikreihe. Bei den „Matinéen – Klangvolle Sonntage“ in der „Serviceresidenz Schloss Bensberg“ war eine der ganz großen Musikerinnen unserer Zeit geladen, die berühmte Cellistin Maria Kliegel; weltweit unterwegs, mit Preisen überhäuft, Kölner Hochschullehrerin und mit einer sehr umfangreichen Diskografie. Bis vor etlichen Jahren war sie immer mal wieder in dieser kleinen, feinen Konzertreihe zu Gast, als Mitglied des Xyrion-Klaviertrios zusammen mit Ida Bieler und der Pianistin Nina Tichmann. Nun hatte man sich ein wenig auseinandergelebt, da brauchte es halt, bis Maria „La Cellissima“, wie sie von ihren internationalen Verehrern genannt wird, wieder den Weg nach Bensberg fand, natürlich angelockt von Ida, mit der sie regelmäßig konzertiert. Der Saal war voll; unsicher ist, ob viele der Senioren wussten, welche Weltklassemusikerin da vor ihnen saß, die üblicherweise große Konzertsäle füllt. Entsprechend anspruchsvoll, schwierig und eher selten zu hören war auch das Programm, welches Bieler als Intendantin der Konzertreihe für ihren prominenten Gast ausgesucht hatte.

Der Einstieg mit Mozart und dem Trio C-Dur KV 548 ist immer eine sichere Bank, C-Dur ist meist etwas Geregeltes, aber das Trio widerlegte die These von der Allerwelts-Tonart. Zu hören sind etliche Andeutungen aus seinen Opern, mit Belanglosigkeit sowie Koketterie, mit einem träumerischen 2. Satz, mit einem gleichberechtigten Klavierpart. Idas langjähriger Pianist James Maddox brillierte mit rasanten Läufen, das Trio agierte fein dosiert auch im ausgelassenen Allegro.

Bedrich Smetana war ein glühender Nationalist, schuf mit der „Moldau“ ein musikalisches Denkmal. Spannend sind seine beiden Duette „Aus der Heimat“, wo die Violine sehr eindrucksvoll, fast schwülstig und mit großem Bogen Stimmungsbilder zwischen Volksmusik und Melancholie zaubert, immer wieder mischen sich Tanzmusik und rhapsodische Töne, zu der Bieler fast ein schlichtes Volkslied auf ihrem Instrument zu singen scheint. Das Klavier scheint die „Teufelsgeigerin“ mit zymbalähnlichem Klang zu begleiten bis zum furiosen Schluss.

Maria Kliegel war glücklicherweise auch solistisch zu hören mit dem „Grand Duo“ von Frédéric Chopin, eine „Koproduktion“ mit seinem befreundeten Cellisten August Franchomme. Dieser hatte den sehr schwierigen Cello-Part geschrieben, eine dauerhafte Anregung für Chopin, mehr für das Cello zu komponieren. Hier mischen sich spontane Harmoniewechsel mit tänzerischen Phasen, das Andante ist sehr „cantabile“, Kliegel lässt ihr „Tononi“-Cello von 1730 fast sprechen. Die rauschenden Coda, ein Bravourstück mit abenteuerlichen Sprüngen lässt den Atem stocken, die Pause war dann auch bitter nötig.

Sehr anspruchsvoll auch das Trio von Mendelssohn-Bartholdy c-moll op.66. Der Komponist schrieb an seine Schwester Fanny, dass der Klavierpart „ein bisschen eklig“ zu spielen sei. Bei James Maddox war davon nichts zu bemerken bei den vielen professionell gespielten halsbrecherischen Passagen. Das Trio ist einer der Höhepunkte der Kammermusikliteratur, im ersten Satz mit drängendem moll-Motiv, mit einem schlichten Andante, wie ein Lied ohne Worte, wo sich die Stimmen abwechseln, um in einer spannenden Coda zu enden. Im Scherzo vernimmt man den Elfenspuk aus dem Sommernachtstraum, während in das finale Allegro ein Choral eingebettet ist, um dann mit einem großen Jubel zu enden. Violine und Cello haben ihren schwierigen Part meisterlich bewältigt, hoch musikalisch, präzise im Zusammenspiel und der Abstimmung, perfekt dazu das Klavier. Ein würdiger, atemberaubender Abschluss des Konzertes, welches heftig bejubelt wurde; vielleicht aber nicht lang genug, denn auf den Notenpulten lag wohl noch eine Zugabe. Die folgenden fünf Konzerte am 17.11., 22.12., 26.1., 15.3. und 11.4. kann man guten Gewissens schon mal in seinen Kalender eintragen.

  Glücklich nach erfolgreichem Konzert

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