Theater

Denkwürdige Ehrung in einem Kölner Theater

 

Gerd Köster, Laurenz Leky, Frank Hocker

Waren Sie schon einmal in einem Theaterstück mit drei Personen, die allerdings von einer einzigen Person gespielt werden – wenn auch nicht alle gleichzeitig ? Wo die Premiere am Schauspiel Köln stattfand, der Schauspieler 2009 mit der Intendantin Karin Beier nach Hamburg ging, aber für sein Stück alle paar Monate an ein kleines Theater in Köln zurückkommt ? Schön, wenn Sie es erraten haben: Es handelt sich um Markus John und sein Stück „Foxi, Jussuf, Edeltraud“, von ihm selbst an Hand real existierender Menschen geschrieben und auf die Bühne gebracht. Und um das „Theater im Bauturm“ an der Aachener Straße, gegenüber dem früheren Millowitsch-Theater.

Seit vielen Jahren spielt er es hier, bringt die Requisiten in Form von Ohrringen, einer Brille, Kamm, falschem Schnäuzer, einem weißen Schal und einem Schnell-Schlips selbst mit, den Text hat er eh im Kopf und dabei stets ein ausverkauftes Haus; sehr viele Besucher sind „Wiederholungstäter“. Prima für das Theater, welches natürlich auch unter Corona gelitten hatte. Das Bauturm Theater hatte während der Pandemie seine Schauspieler finanziell unterstützt, und Markus John umgekehrt das Theater selbst. Aber jetzt sollte der traditionelle Bauturm Kunstpreis 2023 wieder vergeben werden, und zwar diesmal mit einem Gemälde vom Pantomimen und Maler ­­­Milan Sládek, der in der Gründungsphase die Bühne des Theaters selbst gezimmert hatte – und die immer noch in Betrieb ist.

v.l. Gerd Köster, Markus John, Frank Hocker

Allerlei Prominenz hatte sich eingefunden: Neben dem Preisträger selbst der Theaterchef Laurenz Leky, der eine sehr originelle Rückblende präsentierte; er und sein Jugendfreund und späterer Dramaturg am Bauturm René Michaelsen trauten sich zunächst nicht, Markus John anzusprechen, ob er das Stück auch bei ihnen spielen könnte. Aber wie man weiß, ist daraus eine lange tiefe Freundschaft geworden. Das Stück sei eine Blaupause für viele andere Produktionen geworden, so Leky. Auch Gerhardt Haag, sein langjähriger und sehr erfolgreicher Vorgänger, war selbstverständlich dabei. Ebenso trat Prof. Dr. Tassilo Küpper, Vorsitzender des Fördervereins, ans Rednerpult; der Verein hatte traditionell den Preis gestiftet.

 Die Verleihung bedurfte natürlich eines Laudators. Und da lag es auf der Hand, seine langjährige Bühnenpartnerin Cordula Stratmann zu bitten, eine kölsche „Schlabberschnüss“, gut bekannt aus zahlreichen TV- und Radiosendungen. Sie erfüllte diese Rolle mit Bravour und zauberte ein paar Tränchen zumindest beim Berichterstatter ob ihrer originellen und sehr liebevollen Schilderung der theatralen gemeinsamen Erlebnisse. Und dankte dem Geehrten für seinen Dienst am „Herummenscheln“, wo durch bloßes Zuhören auf einmal Verwundbarkeit, Tapferkeit, Banalität und Weisheit erscheinen.

Markus John

Natürlich gab es auch Musik, zunächst vom Kölner musikalischen Urgestein Jan Weigelt, fetzig auf dem Klavier. Und köstliche kölsche Lieder, gesungen von Gerd Köster und begleitet von Frank Hocker (der 5 Tage nach seinem Auftritt überraschend verstorben ist) https://www.theaterimbauturm.de/bauturm/aktuelles/trauer-um-frank-hocker/. Gerd attestierte dem Jubilar eine „fundierte Gelassenheit“. Und Markus John dann in seiner Dankesrede: „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“ – für einen Schauspieler schon ein schlimmer Zustand; aber zum Glück gibt es ja den Souffleur am Theater. Hier jedoch nicht; allerdings regte sich Markus auf, dass Schauspieler in Talkshows oft um eine politische Einschätzung gebeten werden. Er dazu: “Das sind Menschen, die anderer Leute Texte auswendig lernen und im Theater auswendig aufsagen; wie sollen solche Menschen sich denn überhaupt eigene Gedanken machen können ?”

Milan Sládek hatte in den Räumen zunächst sein Pantomimen-Theater “Kefka” gegründet, daraus wurde später das Theater Bauturm. Er ist somit einer der Mitbegründer des Theaters, und produzierte einen heftigen Lacherfolg mit seinem Bericht über dessen Anfangsphase: Man hatte den Beginn auf 20:07 Uhr gelegt, denn wenn das Millowitsch-Theater gegenüber ausverkauft war (was oft der Fall war), konnten die Besucher noch rasch in das Bauturm Theater gehen.

Es war eine sehr würdige Feier, mit hübschen Getränken und Fingerfood, mit interessanten und lebhaften Diskussionen der Theatergäste untereinander im Foyer. Da kann man sich nur noch bedanken. 7. Oktober 2021

v.l. Laurenz Leky, Jan Weigelt, Markus John, Frank Hocker, Gerd Köster, Cordula Stratmann, Milan Sládek, René Michaelsen, Thilo Küpper

Im Bauturm Theater spielt Markus John wieder am 8. Und 9. Dezember 2013, Tickets hier: https://tickets.qultor.de/event/foxi-jussuf-edeltraud/foxi-jussuf-edeltraud-2023-12-08-2000/tickets

Markus John auch hier: https://www.youtube.com/watch?v=VSe0Nh1ghu4

https://theaterkompass.de/beitraege/foxi-jussuf-edeltraud-von-und-mit-markus-john-schauspiel-koln-39876

Ein Video der Party: https://vimeo.com/872869740

Text von Michael Cramer

Fotos: Alexander Katona

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