Theater

Die unendliche Geschichte, aber mal nicht in der Kölner Oper

Der Kinderbuch-Klassiker auf kleiner Bühne halbszenisch erzählt

Es ist nicht nur eine „unendliche Geschichte“ (wobei der Kölner automatisch an die verpatzte Sanierung des Opernhauses denkt),  sondern auch eine riesige und sehr vielschichtige Erzählung, die Michael Ende (1929-1995) im Jahre 1979 veröffentlicht hat. Vielleicht ein wenig vergleichbar mit Richard Wagners „Ring des Nibelungen“, wobei der Komponist allerdings die Nibelungensage als Basis zur Verfügung hatte. Immerhin: Wagner hat das Libretto geschrieben und vor allem diese unglaubliche Musik über netto 16 Stunden komponiert. Michael Ende hingegen hat auf knapp 500 Seiten und in 26 Kapiteln eine Geschichte ersonnen, mit einem Reichtum an verschlungenen Handlungseinfällen, einem Kosmos an fantastischen Gestalten, Städten und Ländern. Er hatte versucht, der Armut an Fantasie in der Jugendliteratur mit einem Roman gegenzuhalten, einer „Ode an die menschliche Imaginationskraft“, wie es in der Ankündigung des Bauturmtheaters heißt. Und der Erfolg gab ihm recht; das zweifarbig gedruckte Buch wurde millionenfach und in 40 Sprachen gedruckt.

Claudio Schulz-Keune

Es wurde auch aufwändig verfilmt, allerdings war der Autor nicht glücklich damit. Denn die durch die Lektüre selbst geschaffene Fantasie geht durch die Kinobilder verloren und kommt nicht wieder zurück. Kirsten, die Tochter des Rezensenten, lehnte den Kinobesuch damals ab, weil sie sich ihre eigenen Vorstellungen nicht kaputtmachen lassen wollte. Denn in die geheimnisvolle Welt “Phantásien” gelangte der kleine Bastian Bux durch die Lektüre des Buches „Die unendliche Geschichte“ und begegnete einer Fülle von Figuren und Personen an den erstaunlichsten Orten. Da gibt es eine “Kindliche Kaiserin” im Elfenbeinturm, den “Glücksdrachen Fuchur”, die uralte “Schildkröte Morla” und den “Gnom Engywuk”. Es ist illusorisch, den Inhalt der Geschichte auf der kleinen Bauturm-Bühne auch nur annähernd szenisch spielen zu können, aber die erfahrenen  Theaterbesucher haben sicher viel Phantasie – und den Roman vielleicht auch früher gelesen.

v.l. Claudio Schulz-Keune, Janine D´Aragona, Bettina Muckenhaupt

Denn ganz ohne Vorkenntnisse ist der Abend nicht einfach zu verstehen. Da hilft nur das Erzählen, abwechselnd in allen möglichen Rollen, fast ohne Kostüm und auch vom Band gesprochen von etlichen Mitarbeitern des Theaters. Deborah Krönung, Leiterin des künstlerischen Betriebsbüros, hat das Stück, für die Bühne bearbeitet von John van Düffel, bauturmtypisch auf die Bühne gebracht, ganz ohne Pappmaschee-Drachen und mit Vertrauen auf die Fantasie der Besucher. Und das klappte hervorragend auch über die fast zwei Stunden dank der hoch engagierten Akteure Bettina Muckenhaupt und Claudio Schulz-Keune, beide mit Bauturm-Vergangenheit. Neu im Team war Janine D´Aragona.

Denn das Buch und die Geschichte sind heute immer noch genauso schön und faszinierend wie vor vielen Jahren. Es fällt einem sehr leicht, sich in der wundervollen Welt von Michael Ende zu verlieren und mit den Charakteren zu lieben und zu leiden. Und das schafft das Bauturm-Team locker, denn es gibt auch viel zu sehen. So zappeln sich die Akteure anfangs mit wilden Verrenkungen die Treppe herunter auf die Bühne. Später konnte man sogar eine „Sitz-Gymnastik“ life erleben. Viele kleine erstaunliche Theater-Zutaten im hoch angesagten kleinen Theater.

Selten sei eine Geschichte so abwechslungsreich und spannend erzählt worden, das meinten auch die Enkelinnen Ida (16) und Lotte (14). Alle wesentlichen Details wären im Stück, für das man nie zu alt wird, vorhanden zur Frage, ob die Fantasie in der Welt gerettet werden könnte. Das auch optisch sehr hübsche Buch nimmt man sicher gerne nach dem Theaterstück noch einmal in die Hand.

Premiere am 25. März

Fotos © Laura Thomas

Rezension: Michael Cramer

www.theaterimbauturm.de

Aufführungen am 30.April., 2.5., 23.,24. und am 25. Mai

Karten-Tel. 0221 52 42 42

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