Privatkram

Laudatio von Dr. Rainer Klesper für das Rheinische Zahnärzteblatt

Mein Freund und Kollege Michael Cramer schon 70 Jahre – ich glaube es kaum. Ein Leben randvoll mit allen Facetten der Zahnheilkunde, mit zahllosen Interessengebieten und Hobbies, und immer noch hochaktiv. Ich habe ihm immer gesagt: Mit Deinen vielen und vielseitigen Interessen und Aktivitäten musst Du ein gutes Zeitmanagement haben. Hat er auch, der Jubilar.

Aufgewachsen in Köln hat er auch dort studiert und unter anderem zwei Jahre in der dortigen Zahnklinik gearbeitet. Hier begann eine Zeit intensiver Fortbildung, da die Universitäts-Assistenten kostenlos freie Plätze im Häupl-Institiut der Zahnärztekammer nutzen durften und vom Arbeitgeber dafür freigestellt wurden. Die dentalen Größen der Welt aus allen Fachbereichen gaben sich im Keller in der Lindemannstraße, organisiert vom unvergessenen Fortbildungsreferenten Dr. Joachim Schulz-Bongert und der Sekretärin Frau Morschhäuser, die Klinke in die Hand. Beispielhaft seien hier Altmeister A. Lauritzen, D. Petralis, P.K. Thomas, P. Schärer, F. Weine, Krough-Poulsen, R. Slavicek, H. Renggli und Bauer/Gutowski genannt So entstand ein Konzept für seine spätere Praxistätigkeit, welches er auch dann konsequent verfolgt hat.

Maßgeblichen Einfluss hatten auf uns vor allem die Whip-Mix-Kurse von Schulz-Bongert, der mit seinen Kursteilnehmern 1976 die “Studiengruppe für Restaurative Zahnheilkunde” gründete. Als deren späterer Vorsitzender und mein Nachfolger in diesem Amt hat er die Gruppe wesentlich nach vorne gebracht; sie erfreut sich weiterhin bester Gesundheit (www.restaurative.de). Hier war er Gastgeber vieler Praxiskurse mit namhaften internationalen Referenten.

Nach einem weiteren Jahr in gut organisierter Kassenpraxis stand die Niederlassung an. Nur – in Köln bleiben oder ein wenig aufs Land gehen? In Overath, dem beschaulichen Städtchen mit gutem Anschluss an Köln, baute damals die Raiffeisenbank neu, hier konnten Räume gemietet werden. Natürlich war es nicht einfach, eine konsequente Praxisführung mit systematischer Prophylaxe und der Trennung von unpassenden Patienten „auf dem Lande“ durchzuziehen, vieles war für die Bevölkerung neu. Ein Teil lästerte, dafür erstreckte sich mit der Zeit der Einzugsbereich bis nach Köln und Bonn.

Trotz vieler Arbeit blieb genug Zeit für die Familie mit zwei Kindern, die heute in Köln ebenfalls als Zahnärzte tätig sind, und die Hobbies wie Musik, Reisen, Motorradfahren und diverse Sportarten. Seine Frau Marita, mit der er fast 46 Jahre verheiratet ist, erledigte von zu Hause die Hintergrund-Bürokratie und hielt ihm erfolgreich den Rücken frei.

Der gute Weg der Praxis und das Problem, nicht mit zweierlei Maß behandeln zu wollen, führte 1990 zur – freiwilligen – Zurückgabe der Kasssenzulassung. Ein mutiger Schritt, von vielen Kollegen skeptisch beurteilt, aber schlussendlich sehr erfolgreich. Im Rahmen der IUZ-Fortbildung kam von Schulz-Bongert die Bitte zu einem Seminar über den Weg von der Kassen- in die Privatpraxis. Jürgen Pischel, der damalige Chefredakteur der DZW, bekam davon Wind und bat um eine Fortsetzungsserie für seine Zeitung. Die zwölf Folgen wurden in Deutschland wie ein Krimi gelesen, hatte doch zuvor niemand wirklich mal die Hosen heruntergelassen.

Eine Tätigkeit in den Verbänden hat er nie angestrebt bis auf eine Wahlperiode als Mitglied der Kammerversammlung, um in der Fortbildungskommission mitarbeiten zu können; hier war er viele Jahre ebenso wie in der Fachkommission erfolgreich tätig.

Seit Beginn der 90-er Jahre erfolgte eine verstärkte Vortragstätigkeit zu den Themenbereichen „Systematische Prophylaxe“ für den FVDZ, “Organisation komplexer Behandlungen” und Endodontie (praktische Arbeitskurse „Revision – ganz einfach“ und „RundUm Endo“) in fast allen Zahnärztekammern, bei vielen IUZ-Abenden, auf großen Tagungen, bei Verbänden und privaten Gruppierungen; insgesamt dürften es viele hundert Veranstaltungen gewesen sein. Mit seinem Klassiker-Kurs „Erster Klasse beim Zahnarzt“ wird Cramer nach einer Generalpause im kommenden Jahr „upgegradet“ und „mit einer Prise Altersweisheit“noch einmal in die Eisen steigen.

Sein Seminar „Krieg oder Frieden“ entstand auf Anregung unserer Studiengruppe für die Mitglieder und Praxissekretärinnen, Cramer hat es seitdem sehr oft bundesweit gegeben. Auf Nachfragen nach griffigen Texten stellte Michael Cramer die Webseite „Juradent“ ins Netz, wo er sehr erfolgreich Informationen sowie juristisch überprüfte Textbausteine für die Korrespondenz mit Versicherungen und Beihilfestellen veröffentlichte, die für kleines Geld heruntergeladen werden konnten. Die Seite gehört seit drei Jahren dem Asgard Verlag, Cramer ist dort weiterhin im Boot.

Anno 2000 hat er mit dem Oralchirurgen Dr. Matthias Stamm einen Nachfolger in die Praxis geholt, mit dem er noch einige Jahre gerne zusammengearbeitet hat. Dazu gestoßen ist die Endodontin Dr. Dorothea Simmich, die mit Cramer Junior zusammen studiert hatte und die ersten Gehversuche mit Abdrücken in seiner Praxis getan hatte; sie führt seine endodontischen Seminare erfolgreich fort.

Langeweile hat Michael Cramer keine. Neben einer intensiven Gutachtertätigkeit für zahlreiche Gerichte und die Zahnärztekammer Nordrhein sowie regelmäßiger Autorentätigkeit ist er seit längerer Zeit auch im nicht-dentalen Bereich mit vielen Opern-, Schauspiel und Konzert-Rezensionen für mehrere Online-Magazine und eine örtliche Zeitung tätig. Und findet auch noch die Zeit für zahlreiche kulturelle Events, für Reisen, für die Enkelkinder und die Pflege seines Freundeskreises, für seine Hobbys Oldtimer und Motorflug. Die Piloten-Lizenz hat er erst mit 58 Jahren gemacht, später auch eine Kunstflugberechtigung und die Ausbildung für Tragschrauber.

Lieber Michael, ich habe keine Sorge um Dich, höchstens dass Du Dir zu viel zumutest. Klar ist alles spannend, natürlich braucht man Aufgaben, um im Kopf frisch zu bleiben. Aber denke mal drüber nach, jetzt mit 70 Jahren doch ein ganzes Stück zurückzufahren.

Das wünscht Dir Dein alter Freund

Rainer Klesper

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