Musik

Alle Jahre wieder – das Kölner Opernstudio

  Weihnachtskonzert des Kölner Internationalen Opernstudios

 

Das gemeinsame Absingen eines oder sogar mehrerer Weihnachtslieder ist bei entsprechenden Feiern üblich und oft ein wenig peinlich, vor allem wenn es über mehrere Strophen geht. Nicht aber so beim traditionellen Weihnachtskonzert der „Freunde der Oper Köln“; hier stimmten die sieben Mitglieder des „Kölner Internationalen Opernstudios“ nur ganz zart an „Es ist ein Roos entsprungen“ und entließen die 250 Zuhörer (mehr erlaubt die Feuerwehr nicht) keinesfalls in die dunkle Nacht, sondern an das reich gedeckte Buffet und die Bar mit Alkoholischem und Softdrinks.

In Anwesenheit des Intendanten Hein Mulders hatte der Vorsitzende Norbert Pabelick sehr engagiert und ein wenig anrührend über die Aktionen des Vereins berichtet und sich bei den inzwischen über 450 Mitgliedern für ihr Engagement bedankt. Und um eine Schweigeminute gebeten für den jüngst verstorbenen langjährigen Kölner Opernintendanten und das Ehrenmitglied Michael Hampe, der das Haus zu einer international beachteten Blüte geführt hatte. Eine öffentliche Gedenkfeier wird es am 2. Juni im Staatenhaus geben.

Rainer Mühlbach, musikalischer Leiter des Opernstudios und der Kinderoper, ließ es sich nicht nehmen, in seiner unnachahmlich süffisanten Weise das umfangreiche Programm mit immerhin 14 Nummern zu moderieren. Und versuchte wie immer sehr routiniert und feinfühlig das Orchester durch den Flügel zu ersetzen. Er ist ein Glücksfall für das Opernstudio. Denn er unterrichtet die jungen Sänger auch in szenischer Hinsicht und ist ebenfalls kabarettistisch zu erleben, so in Georg Kreislers „Heute Abend: Lola Blau“ und „Adam Schaf hat Angst“, Regie Eike Ecker.

Voraussetzung für die Aufnahme in das Opernstudio ist eine abgeschlossene sängerische Ausbildung, dazu natürlich eine strenge Vorauswahl, da die Nachfrage für dieses Postgraduate-Studium sehr groß ist. Die jungen Leute singen in der Kinderoper und auch in kleineren Rollen auf der großen Bühne und bestreiten regelmäßige Konzerte für die Mitglieder, die sich so ein Bild von der Verwendung der Mitgliedsbeiträge machen können. Dafür bekommen sie ein monatliches Gehalt, ausreichend zum Leben. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 100 € jährlich, für Paare 170 €; dieser Betrag kann steuerlich abgesetzt werden. Dazu kommt der freie Eintritt in die Konzerte des Opernstudios, 50 % Rabatt auf die Karten zum jährlichen „Fest der Schönen Stimmen“, freie Besuche von Proben, bevorzugte Bestellung von Karten etc. https://www.opernfreunde-koeln.de/mitgliedschaft . Für einen Opernfreund sollte die Mitgliedschaft daher ein Muss sein.

Alle Namen beim Gesamtfoto

Das Konzertprogramm war sehr vielfältig. In einem „Mozart-Block“ mit Arien und Ensembles aus „Cosi fan Tutte“, „Don Giovanni“, „La Clemenza di Tito“ und der unvermeidlichen „Zauberflöte“ konnten sich Ruth Häde (Mezzosopran), der Tenor Armando Elizondo, Luzia Tietze (Mezzosopran), die Sopranistinnen Tinka Pijpker und Maria Koroleva und der Bassbariton David Howes überzeugend und rollentypisch präsentieren.

Es ist eine Freude, die jungen Musiker am Beginn ihrer – hoffentlich erfolgreichen – musikalischen Karriere kennenzulernen. Über die „Alcina“ von Händel, Massenets „Werther“ und Charpentiers „Louise“ ging es zum Kölner Jaques Offenbach und seinen „Hoffmanns Erzählungen“. Hier überzeugte die zierliche Juyean Shin als Puppe Olympia die begeisterten Zuhörer; zum „reaktivieren“ kam diesmal ein Handy-Ladekabel zum Einsatz, eingestöpselt von der begleitenden Pianistin Sarang Coi. Sie ist eine wesentliche Stütze im Opernstudio, wie Rainer Mühlbach lobend ausführte. Und ist überdies verheiratet mit einem Sänger, dem Überraschungsgast des Abends.

Aufladen der Olympia mit dem Handy-Kabel

Der Ohrwurm „Una furtiva lagrima“ und das Duett “Chedi all´aura“ (Donizetti, der Liebestrank) teilten sich Armando Elizondo und und Juyean Shin; ernster wurde es dann mit dem berühmten Terzett aus dem „Rosenkavalier” und dem ebenso berühmten Monolog des Sir Morosus aus der “Schweigsamen Frau”, beides von Richard Strauss. Leonard Bernstein ist der Lieblingskomponist von Rainer Mühlbach, da durften auch „The Most Beautiful Sound“ und „Maria“ aus der „West Side Story“ nicht fehlen. Zum Abschluss noch einmal Offenbach mit der Barcarole „Belle Nuit“ und dem ganzen Ensemble und dem unvermeidlichen „Abendsegen“ aus „Hänsel und Gretel“. Und der Überraschungsgast? Das war Young Woo Kim, ehemaliges Mitglied des Opernstudios, letztes Jahr mit dem „Offenbachpreis“ ausgezeichnet und längst in das Ensemble übernommen. Er konnte mit „Dein ist mein ganzes Herz“ von Franz Lehar eindrucksvoll zeigen, welchen Effekt das Gesangsstudium im Opernstudio nach sich zieht. Und ein kleiner Gag am Rande: Zusammen mit Rainer Mühlbach stimmte er „Nessun dorma“ an: „Keiner schlafe!“ Das konnte sich eigentlich nur auf die nachfolgende Bewirtung beziehen. Was auch funktioniert hat.

V.l. Rainer Mühlbach, Sarang Coi, Armando Elizondo, David Howes, Juyeon Shin, Maria Koroleva, Luzia Tietze, Ruth Häde, Tinka Pypker. Rechts hinten: Der Überraschungsgast Young Woo Kim, vorne Norbert Pabelick

Ein toller Abend, musikalisch wie auch kulinarisch, mit Dank an das Catering-Team der Oper, mit lockeren Gesprächen zwischen den Mitgliedern und den Künstlern des Abends. So kann es gerne weitergehen.

13. Dezember 2022

Text und Fotos: Michael Cramer

 

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