Musik

Ungleiches Paar: Geiger gegen übermächtige Orgel in Altenberg

Konzert Altenberg  mit Torsten Janicke und Andreas Meissner am 15.9. 2019

Text:  Michael Cramer Fotos: Meissner (li), Janicke

Da lebt Torsten Janicke, ein international tätiger Violinist, Konzertmeister und Sologeiger des angesagten Kölner Gürzenichorchesters, dazu Primarius des gleichnamigen renommierten Streichquartetts, seit vielen Jahren in den Mauern von Bergisch Gladbach, und ist noch nie in seiner Heimatstadt aufgetreten. Eigentlich kaum nachvollziehbar. So hatte sich seine Agentur auch bemüht, sein Gürzenich-Quartett  beim Max-Bruch-Festival  auftreten zu lassen – quasi als „Heimspiel – vergebens, bevorzugt wurde das weniger bekannte Orpheus-Quartett, mit einer privaten Verbindung zur lokalen, nach dem Komponisten und Ehrenbürger benannten Musikschule; in der Nachbarstadt nennt man das „Kölscher Klüngel“ – man kennt sich, man hilft sich.

Nun, das ist Vergangenheit. Jüngst fragte der Domorganist Andreas Meisner bei Janicke an, ob man nicht mal etwas zusammen machen könnte, Geige plus Orgel. Eine interessante, eher seltene Kombination, die allerdings wegen des riesigen Kirchenraumes auch problematisch sein kann; einfacher und üblich ist die Kombination mit Bläsern, etwa mit Trompete. Man einigte sich als Hauptwerk auf das berühmte e-moll-Violinkonzert von Mendelssohn-Bartholdy, ein absoluter Ohrwurm. Den Orchesterpart sollte Meissner aus dem Klavierauszug spielen mit einer zum Original passenden Registrierung. Dazu ein reines Orgelstück als Introitus und eine Original-Komposition Violine plus Orgel. Diese Zeitung kündigte das Konzert umfangreich und mit großem Foto an, der Bergische Dom war trotz herrlichen Sommerwetters erfreulich gut gefüllt.

Meissner begann mit zwei reinen Orgelstücken, sozusagen zum Einhören, der Toccata a-Moll von Max Reger und seiner Romanze G-Dur in der Fassung für Orgel. Auch wenn man Meissner an seiner Orgel schon häufig gehört hat, man kann sich immer wieder begeistern über sein Spiel auf der „Königin der Instrumente“. Marco Enrico Bossi war ein bedeutender Orgelvirtuose und Komponist, von ihm stammt das reizvolle Adagio As-Dur im Original für Violine und Orgel.

Das Hauptwerk, das allseits bekannte Violinkonzert, litt deutlich an den akustischen Gegebenheiten im problematischen Dom mit riesigem Nachhall, der das Klangbild bei einer solch zarten Mini-Gruppierung deutlich verschlechtert. Während der 2. Satz des Violinkonzertes noch einigermaßen herüberkam, war die Violine im 1. und 3. Satz kaum zu vernehmen, vor allem im hinteren Teil der Kirche. Problematisch ist für ein solches Stück auch die Registrierung der Orgel, die ständig dem jeweiligen Orchesterklang angepasst werden muss. Die vielen musikalisch interessanten „Diskussionen“ etwa mit den Bläsern in der Partitur kommen mit der Orgel leider nicht rüber, was allerdings nicht am Organisten lag. Denn das ist für ihn alleine kaum zu schaffen, dazu bräuchte er einen separaten „Registrierer“.

Wer ziemlich vorne saß, konnte die Meisterschaft des Solisten schon sehr gut aufnehmen, mit einer frappierenden Technik in den schnellen Läufen, mit seidigem Glanz, mit süffisantem Klang, einfach toll. Schon schade wegen der Location; ein solches Stück in einer riesigen Kirche geht einfach nicht. Ungeachtet dessen gab es sehr reichlichen Applaus, wohl auch aus dem Life-Erlebnis heraus.

 

Kommentare deaktiviert für Ungleiches Paar: Geiger gegen übermächtige Orgel in Altenberg