Aktuell oder historisch

Ich pass auf dich auf, wenn du schläfst – “Monsta” als Theaterstück für Kinder

Premiere 14. 9 2019

Fotos ©Meyer Originals

Text von Michael Cramer

Draußen vor der Türe des etablierten COMEDIA-Theaters in der Kölner Südstadt diskutiert lebhaft eine große Menge sehr junger Menschen. Gibt es etwa einen Kindergeburtstag zu feiern? Mitnichten; es gab mal wieder Theater für den ganz kleinen Nachwuchs, „ab 4“ steht im Programm. Die Pressechefin des Hauses beruhigte den Rezensenten auf seine Nachfrage, ob sich die theatererfahrenen Enkelinnen (10 und 12) eventuell langweilen würden „Ganz im Gegenteil, sie selbst habe sich bei der Generalprobe köstlich amüsiert“. Also hin!

Jutta Maria Staerk ist schuld ! Die studierte Theaterfrau ist seit 2008 künstlerische Leiterin der COMEDIA https://www.comedia-koeln.de/das-theater/mitarbeiterinnen/jutta-maria-staerk.html; unter ihrer Obhut haben viele Stücke erfolgreich das Theaterlicht erblickt. Ihr jüngstes „Opfer“ ist das entzückende Kinderbuch „Monsta“ von Dita Zipfel www.ditazipfel.de , kongenial illustriert von Mateo Dineen www.mateo-art.de. Er zeichnet überwiegend furchteinflößende wie wunderschöne Monster, während Dita Kinderbücher und Theaterstücke schreibt.

Die Geschichte vom Monsta, welches bei Kindern unter dem Bett oder sonst wo haust, ist vom Tulipan-Verlag als rezeptfreie Therapie für alle möglichen Monsterängste auf den Markt gebracht worden. Sehr geschickt ist die Idee der beiden Autoren, nicht die ängstlichen Kinder zu zeigen, die sich vor dem Monsta fürchten, sondern die Verzweiflung eines Monstas, weil sich trotz seiner vielen Monstergeräusche und Grimassen niemand vor ihm fürchtet. Und welches sich zum Schluss frustriert überlegt, zu kündigen, um bei einer Geisterbahn zu arbeiten, denn da würde es noch gebraucht. Denn da hätte man noch Respekt vor der „Monstrigkeit“.

Bei Kindern kann das ganz anders laufen. Sie kommen verängstigt und schweißnass ins Elternschlafzimmer mit dem Hinweis auf ein Monster in ihrem Zimmer. Mit logischen Argumenten lässt sich das Problem nicht lösen, aber vielleicht mit einem Theaterstück nach dem Monsta-Buch. Das haben Sarah Victoria Wagner (Regie) und Jutta M. Staerk (Dramaturgie) entzückend und mit vielen Rechtschreibfehlern in Szene gesetzt und vor allem für die Kinder nachvollziehbar. Auf der Bühne von Sarah Sauerborn steht in der Ecke ein kleines rundes Universal-Möbelstück, gleichzeitig Schreibtisch und Regal mit einem Hocker in der Mitte und einem kleinen Bettchen auf der Ablage. Die eigentliche Bühne ist gleich daneben, aber im XXL-Format, mit einem überdimensionalen Federball, an der Wand ein riesiges Bettlaken-Poster mit einem von Kinderhand gezeichneten Monstergeist, dazu etliche farbige Klötze auf dem Boden neben einer überdimensionalen Socke. Das ist die Vergrößerung eines ganz kleinen Bettes auf dem Möbelstück, das „Monsta“ liegt ganz winzig auf dem Bettchen. Also alles eigentlich ganz einfach und harmlos.

Die beiden Spieler Marie Anjes Lumpp und Franco Melis streiten zuerst, wer das bessere Monsta ist, mit schrecklichen Schreien und Grimassen. Denn sie waren sogar auf einer Monsterschule und einer Monster-AG, denn jedes „Kint“ hat ein Recht auf Grusel. Und singen erst einmal ihren Vorstellungs-Song mit allerlei schrecklichen Geräuschen und Aktionen: „Rütteln, Schütteln, Klappern, Schnattern, Türen quietschen, Zähne fletschen“. Und nun versuchen sie gemeinsam ein „Kint“ so zu erschrecken, dass es nicht schlafen kann – vergebens, alles hilft nix. Marie Anjes ist die Mutter des Kindes und spielt auch die Monster-Mutter; denn alle Monster haben Mütter und sind dazu da, Kinder zu erschrecken. Aber – das ist das Gute – sie schaffen es nicht, in das Leben eines Kindes einzudringen; im Gegenteil, man bringt ihnen sogar Sympathie entgegen. Die Wissenschaft spricht hier von einer regelrechten „Angstlust“, denn Kinder können mit Monstern aus Filmen oder Büchern ihre Ängste bewältigen: Menschen brauchen Monster. Interessant zu lesen: https://www.apotheken-umschau.de/Gruseln

Das Buch sollte man bei „Monsterbefall“ mit dem eigenen Kind lesen und besprechen. Denn die beste Therapie ist das Wissen, dass ein Kind, welches sich nicht fürchtet, kein eigenes Monster verdient. Basta. Und dann kann es prima schlafen – und die Eltern auch. Die beiden Enkelinnen und der Rezensent hatten auf jeden Fall einen Höllenspaß an dem Stück, der Inhalt wurde zu Hause immer noch lange diskutiert.

Das Stück ist so angelegt, dass man damit Wandertheater in Schulen und Kindergärten machen kann, mit einem Konzept, welches die COMEDIA individuell ausarbeitet und seit Jahren erfolgreich praktiziert: das Theater kommt zu den Kindern und damit zu den Besuchern in der Zukunft.

MONSTA
Ich pass auf dich auf, wenn du schläfst …
Nach dem gleichnamigen Bilderbuch von Dita Zipfel
bearbeitet für das COMEDIA Theater von Jutta M. Staerk

Regie. Sarah Victoria Wagner
Bühne und Kostüm. Sarah Sauerborn
Musik. Svea Kirschmeier
Dramaturgie. Manuel Moser, Jutta M. Staerk
Mit. Marie Anjes Lumpp, Franco Melis

Premiere
14. September 2019
COMEDIA Theater

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