Musik

Ganz mondän – Opern-Air am Kölner Tanzbrunnen

 Eine hübsche Idee – endlich realisiert: Saisoneröffnung mit „Opern-Air“ am Tanzbrunnen

 

Von Michael Cramer

Fotos von Paul Leclerc

Da sind die Oper Köln und der Tanzbrunnen seit fünf Jahren direkte und beinahe störungsfreie Nachbarn – aber noch nie hat man ein Event gemeinsam organisiert.  Dabei liegt das doch auf der Hand: Das Staatenhaus – erfolgreiches Langzeit-Provisorium der Oper Köln mit 85 % Auslastung – hat jede Menge herausragende Sänger und Musiker zur Verfügung –  die Software sozusagen, und der Tanzbrunnen besitzt halt die Hardware – eine architektonisch reizvolle überdachte Bühne im Freien mit 1600 ebenfalls regengeschützten Zuschauerplätzen, die gemeinsam ein großes Opernfest feierten. Clou des Abends war wie so oft der Chefdramaturg Georg Kehren, der nach der Begrüßung durch die Intendantin Dr. Birgit Meyer in unnachahmlicher Weise sachkundig wie witzig moderierte: Die ungewöhnlich laue Luft Ende September sei ein Naturereignis, für das die Oper nichts könne, und von dem Schmugglerquintett aus „Carmen“ sei nichts zu befürchten, die Herrschaften seien strafrechtlich unbescholten. Auch die Antonia, von ihrer Mutter in „Hoffmanns Erzählungen“ singend in den Tod getrieben, würde trotzdem ihre Arie präsentieren.

Viel Gelächter gab es auf die Feststellung zur Champagner-Arie, dass der Papageno mit Frauen ganz andere Probleme hätte als Don Giovanni; kein Wunder, dass manche Opernbesucher in jede von Kehren gestaltete Aufführung gehen: „Man lernt jedes mal noch etwas dazu“.  Aber trotzdem gab es ein hoch aufmerksames Publikum, und allgemeines Staunen ob außerordentlicher Stimmen; bis auf die wunderbare Dshamilja Kaiser vom Bonner Ensemble sind alle in Köln fest engagiert bzw. Mitglieder des Kölner Internationalen Opernstudios. Etliche Weltklassestimmen wie Samuel Youn und Claudia Rohrbach wie auch viele der abendlichen Sänger sind durch diese Schule gegangen, die von den Opernfreunden Köln finanziert wird www.opernfreunde-koeln.de.

Geboten wurde ein breiter Querschnitt durch die Opernliteratur und nahe am Kölner Repertoire, erkennbar auch daran, dass alle Partien auswendig gesungen wurden. Einige Highlights seien hier genannt: Der Bayreuth-erfahrene Samuel Youn schmetterte die Auftrittsarie aus Bizet´s „Carmen“ mit einem Furor, dass einem beinahe Hören und Sehen verging. Das „Lied an den Mond“ aus Dvořák´s „Rusalka“, passend zum abendlichen Wetter, einfach wunderschön gesungen von Claudia Rohrbach. Young Woo Kim erinnerte mit „Nessun dorma“ und perfektem tenoralem Schmelz an den großen Pavarotti und seine Lieblings-Zugabe. Offenbach durfte in seinem Jubiläumsjahr nicht fehlen, der Schweizer Dino Lüthy sang die berühmte Arie des „Klein Zack“ zackig wie dessen Name es verlangt. Und das sehr gut vorbereitete Gürzenich-Orchester blühte unter dem international tätigen Wiener Dirigenten Alfred Eschwé förmlich auf mit Verdi´s  Gefangenenchor aus „Nabucco“ (der in Verona regelmäßig wiederholt wird), und der Ouvertüre zur „Fledermaus“. Großes Lob auch dem nur mäßig beschäftigten Opernchor unter Rustam Samedov.

Man merkte, wir sind in Köln, denn es wurde bei jeder Gelegenheit mitgeschunkelt und –geklatscht. Aber nicht schlimm, es ist zu hoffen, dass sich der Zuspruch von Opernbesuchern nach diesem tollen Saison-Auftakt noch verstärkt. In der Pause konnte das reichhaltige Gastronomie-Angebot genutzt werden, um dann weiteren Opern-Klassikern zu lauschen. Höhepunkt war hier die Koloraturarie der „Königin der Nacht“ aus Mozart´s „Zauberflöte“, von Alina Wunderlin mit traumhafter Sicherheit und Leichtigkeit gesungen. Aus ihr dürfte sich ein großer Star am Sängerfirmament entwickeln.

Natürlich kam auch die leichtere Muse zum Zug, zum Schwärmen und Schmachten: Young Woo Kim mit „Dein ist mein ganzes Herz“, die ganze Truppe dann zum Finale „Brüderlein und Schwesterlein“; klar, das musste nach langem stürmischen Applaus wiederholt werden. Auf dem wettermilden Heimweg dürfte sich manch einer überlegt haben, doch mal öfters in die Oper zu gehen. Denn eine spannende und vielschichtige Saison steht bevor.

 

 

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