Lions-Benefizkonzert in Trinitatis
Gutes tun für unseren Nachwuchs
Von Michael Cramer
Bunt und vielfältig wie das Herbstlaub draußen auf der Straße waren Künstler und Programm beim diesjährigen LIONSbenefizkonzert: Aus Japan, Frankreich und Spanien kam das Haru-Quartett, das Carisma Guitar Duo, bereits international vielfältig unterwegs, aus Bulgarien und Italien, und das Raon-Streichquartett mit dem Klarinettisten Namju Baek aus Korea. Und vielfältig spendenfreudig waren auch die über 200 Besucher des Konzertes im „Evangelischen Dom zu Köln“, der altehrwürdigen Trinitatiskirche, die 1860 für die immer größere Zahl an Protestanten eingeweiht wurde und heute unter Denkmalschutz steht. Immerhin – alle Musiker spielten ohne Honorar – waren über 6000.- Euro zusammengekommen für ein Projekt unter dem Titel „Musik verbindet – Musik macht stark“. Nutznießer ist diesmal eine KiTa der Stadt Köln, wo die Kinder durch frühen persönlichen Kontakt mit Musik und Musikern sozial gefördert und auch besser integriert werden können. So fallen spätere musikalische Programme der Schule auf gut vorbereiteten Boden.
Gut vorbereitet waren auch die jungen Künstler am Abend, und launig deren Vorstellung durch Hubert Käppel, Gitarrenprofessor an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz. Er gestand zwar, von Streichquartetten wenig Ahnung zu haben, kündigte die Studenten seiner Hochschule aber umso engagierter an. Denn beide Quartette sind fortgeschrittene Absolventen bei Kölner Professoren, haben hochrangige Wettbewerbe gewonnen und auch schon Erfahrung in öffentlichen Auftritten. Auch die beiden Gitarristen sind seine Schüler, die schicke Magdalena Kaltcheva auf knallroten hohen Hacken, und ihr Ehemann Carlo Corrieri aus Pisa. Sie hatten das Nocturne op. 9 Nr. 2 und den „Valse brillante“ von Frederick Chopin für zwei Gitarren arrangiert, sehr hübsch klingende und sehr präzise gespielte Ohrwürmer. Es ist natürlich Geschmacksache, ob die Originalversion auf dem Klavier doch authentischer ist. Ähnlich der Csárdás, die bekannte Rapsodie von Vittorio Monti, im Original für Violine und Klavier, oft verhunzt von Zigeunerkapellen. Hier wieder sehr sauber und engagiert vorgetragen, ebenso der bekannte Libertango von Piazolla. Ausdrucksmöglichkeiten, Tonumfang und Dynamik der Gitarre sind halt begrenzt, aber sehr hübsch klingt es allemal.
Begonnen hat das Konzert mit dem berühmten Streichquartett a-Moll von Mendelssohn, komponiert mit 18 Jahren, als Reminiszenz an den zuvor verstorbenen, abgöttisch verehrten Beethoven. Die jungen Musiker (Iora Kama, Benjamin Borhani, Santiago Medina Guitierrez und Sofia Martin Rodriguez) waren kaum älter, erfreuten mit einem ergreifenden fast andächtigen Adagio-Beginn, spielten die Fuge mit hoher Kantabilität, kontrastierten fein ziseliert im dreieiligen Intermezzo und zeigen ihre technischen Fähigkeiten im furiosen Presto. In Anbetracht des Studentenstatus eine hoch beachtliche Leistung, die durch die Praxis mit weiteren Auftritten sicher noch sehr steigerungsfähig ist. Vielleicht kann man ihnen wünschen, an manchen Stellen etwas beherzter zu spielen und ein wenig mehr Spannung in die leisen Passagen zu legen.
Mozarts berühmtes Klarinettenquintett in A-Dur klingt ähnlich wie sein Konzert in derselben Tonart, Sundtrack zu „Jenseits von Afrika“, hier vorzüglich dargeboten von einer koreanischen Gruppe, ebenfalls „späte“ Hochschul-Studenten. Europa wird inzwischen nahezu überschwemmt von blendend ausgebildeten Koreanern, leicht erkennbar an den Besetzungszetteln der Opernhäuser. Das alte Vorurteil, Wiener Klassik sei für Asiaten nicht geeignet, wurde hier locker widerlegt. Ye Gyeong Lim, Soyoung Bae, Jinjong Hwang und Kkjoo Jang begleiten ihren Landsmann Namju Baek mit purem klanglichen und melodischen Zauber, schon sehr begeisternd. Wenn auch hier noch ein wenig Feinschliff im Zusammenspiel zu entwickeln wäre; aber das wird die Zeit bringen. Nicht ohne Grund spielen berühmte Gruppen wie etwa das Auryn-Quartett über Jahrzehnte zusammen. Die Die Moll-Eintrübungen im Allegro, die untergründige Trauer im Larghetto, die Fröhlichkeit in volkstümlichen Menuett und die Größe und Erhabenheit im Finale – das passte alles. Die ausdrucksstarke Klarinette von Namju Baek brillierte in den schnellen Läufen, sang mit berückendem, rundem und weichen Ton, und ergab eine wunderbare Einheit von Heiterkeit und stiller Trauer in diesem herrlichen Werk.
Das Publikum spendete langen und stehenden Applaus für ein besonderes Konzert, mit besonderen Musikern, für einen besonderen Zweck und mit besonderes hohem Erlös. Dafür war dann auch ein anschließender Sektempfang für Gespräche mit den Musikern mehr als angebracht.
19.10. 2018