Musik

Die Modenschau der Rosina – Oper Düsseldorf

 

Endlich wieder Oper !

Der Intendant Prof. Christoph Meyer ließ es sich nicht nehmen, die Premierenbesucher im  coronagemäß mit 350 Plätzen schütter besetzten Zuschauerraum mit dezentem Grinsen zu begrüßen: „Wir sind komplett ausverkauft“, und wünschte ein „schönes neues Jahr“, da die Opernfreunde seit Sylvester die ersten Gäste waren. Man war sehr gespannt auf den Opern-Klassiker, den der geniale Rossini in nur 3 Monaten als Auftragsarbeit geschrieben hatte.

Die Ouvertüre liess gleich aufhorchen: Die Düsseldorfer Symphoniker hatte man schon deutlich besser gehört. Nun sitzen sie allerding sonst “auf Tuchfühlung” und meist zu zweit an einem Pult. Aber  “mildernde Umschläge“ sind auch angebracht nach langen Monaten ohne Publikum; Life-Aufführungen sind halt ein unerbittlicher Lehrmeister für jedes Orchester. Denn das spezifische Hörvergnügen bei Rossini sind der Biss, die absolute Präzision und das Tempo. Leider fehlte es auch ein wenig an schwebender Leichtigkeit. Das mag aber nach einigen Aufführungen auf Anhieb besser fluppen; deutlich angenehmer klang es bereits nach der Pause. Die junge französische Dirigentin Marie Jaquot sieht nicht nur blendend aus, sie hat bereits eine sehr interessante Karriere hinter sich, ist erste Kapellmeisterin im Hause und konnte bereits viele namhafte Orchester dirigieren.

Der junge Regisseur Maurice Lenhard, der nach seiner Vita sich zunächst als Sänger versucht hatte, dann als Spielleiter und Regieassistent (u.a. bei der wenig bekannten Kammeroper Köln), nahm die Abstandsregeln wohl sehr ernst, die Sänger verloren sich teilweise und bewegungsarm am Rande der Bühne, die zunächst mit einer Unmenge kleiner und großer Pakete „belegt“ war, vermutlich Hochzeitsgaben für Rosina, die ihr Verehrer Graf Almaviva ehelichen wollte. Die auch die Bewegungen der Akteure deutlich hinderten. Bis auf Fiorillo, der sich Engelsflügel anlegt und mit Pfeil und Bogen unbeholfen hantiert. Leider war auch das Schlusstableau mit dem Tisch für die Hochzeitsfeier ganz nach hinten verlegt. Hatte Lenhard Sorge ob einer Ansteckung der maskenbewehrten Zuschauer? Es ist schon ein arger Eiertanz mit den Coronaregeln; von der Pressestelle war zu erfahren, daß es im Hause keine Infektion gegeben hatte.

Auch für den armen Figaro und seine große Arie „Largo al faktotum della cittá“ war dem Regisseur außer „Rampensingen in der Ecke“ nichts eingefallen. Wenngleich der Ire Emmett O´Hanlon mit donnernder, virtuos geführter Stimme schon beeindruckte. Wenn auch manchmal arg laut; hier wäre etwas Zurückhaltung musikalisch von Vorteil. Die Kostümbildnerin Christina Geiger hat ihm ein sehr patchworkartiges Outfit, genau wie der Bodenbelag, verordnet; man denkt automatisch an Papageno oder an einen Harlekin. Undenkbar, dass sich ein „Mann von Welt“ so kleiden würde einschließlich der partiell blondierten Frisur. Auch die Uniform des vermeintlichen Soldaten in Altrosa inclusive der Schuhe und  Schutzschilde “Ton in Ton” für Arme und Schultern war arg lächerlich.

Die hervorragenden Leistungen der überwiegend vertrauten Ensemble-Sänger ließen die vielen eher albernen Details in einem langweiligen Bühnenraum eher vergessen; Agilität sollten die Bediensteten bringen, die unablässig etwas schleppen mussten: Massenhaft Verpflegung und Gestecke für die Hochzeit, dazu zwei blumengeschmückte überdimensionale Schwäne. Hübsch anzusehen zwar, sollten sie offensichtlich den Reichtum demonstrieren. Beinahe ärgerlich war das berühmte Gewitter, mit zwei mal simplem Tischfeuerwerk und überdimensionalem Lametta.

Kein Wunder, dass Rosina nicht sonderlich beeindruckt schien. Die hübsche Maria Kateva ist der unbestrittene Star des Abends. Sie rückt sich immer wieder ihre Oberweite zurecht, wackelt professionell mit dem Allerwertesten, ist schon ein kleines Biest, welches mit wechselnder totschicker Garderobe und exquisiten Hüten den Männern den Kopf zu verdrehen vermag. Und singt vor allem ganz hervorragend; kein Flittchen, sondern eine attraktive junge Dame mit viel Selbstbewusstsein.

Eine kleine Überraschung war auch Sami Lutinen als Basilio mit einer Riesenstimme in der berühmten „La Colunnia-Arie“; die ausgeprägte Körpersprache und der Gesang machte den verheerenden Schaden einer Verleumdung sehr deutlich. Ebenso überzeugte Pablo Ruiz als der heiratssüchtige Doktor Bartolo, der eigentlich auf die Mitgift seines Mündels scharf ist und viel Wert auf seinen Doktortitel legt; köstlich das Duett mit dem vermeintlichen Studenten Lindoro

 

um seinen richtigen Namen. Anke Krabbe mimt und singt entzückend die Haushälterin Berta, gut passend auch Sander de Jong als Fiorillo und Dong-In Choi als Offizier. Erwähnt werden müssen auch der Ständchen wunderbar begleitende Gitarrist Rolf Marx und der zuverlässige Jason Tran am Hammerklavier. Auch der Herrenchor war von Patrick Francis Chestnut prima einstudiert worden.

Insgesamt blieb nach der Aufführung ein leicht unangenehmer Nachgeschmack im Munde zurück, der auch mit lokalem Altbier kaum wegzuspülen war. Insbesondere bei der Frage, ob der Regisseur eigentlich eine Persiflage abliefern wollte; aber dazu hätten die vielen arg lauen Gags wesentlich prägnanter und heftiger ausfallen müssen. Vielleicht kann hier noch ein wenig nachjustiert werden. Sängerisch war es auf jeden Fall hoch zufriedenstellend. Und Corona dürfte bald v0rbei sein. Hoffentlich.

Das Produktionsteam

Rezension: Michael Cramer

Fotos ©Monika Rittershaus

 

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