Benefizkonzert der Kölner Lions – Exzellente Preisträger
Oben: Prof. Maria Kliegel und ihr Schüler Edward Tzu-Shao Chao
Text und Fotos: Michael Cramer
Ein kluger Winzer organisiert seine Weinprobe so, dass die guten Tropfen immer zum Schluss kommen. Das kann allerdings nachteilig sein, weil dann ja möglicherweise einige schon ein wenig beschwipst sind. Nicht gilt das für ein Preisträger-Konzert, wo mehrere Interpreten mit ganz unterschiedlichen Stücken auftreten. So geschehen beim alljährlichen Benefizkonzert des Lions Clubs Köln-Colonia https://www.lions-club-koeln-colonia.de; die ehrwürdige Trinitatis Kirche, der „Evangelische Dom“, war erfreulicherweise fast ausverkauft. Die Kölner „Löwen“ dienen der Gesellschaft unter der schönen deutschen Bezeichnung „We serve“ – ein sehr ehrenwertes Engagement. Und: ein nennenswerter Betrag der Einnahmen (alle Musiker spielten ohne Honorar) ging an die Kindertagesstätte in Chorweiler, ein Kölner Vorort mit hohem Migrantenanteil. Hier sollen die Kinder vorsichtig an die klassische Musik und weg vom Einheitsgedudel herangeführt werden, auch durch den direkten Umgang mit den Instrumenten und den Musikern vom Gürzenichorchester Köln.
Yoojung Won und Prof. Wingen
Der „gute Tropfen“ am Schluss war Edward Tzu-Shao Chao, ein 17-jähriger “Wunderknabe“, dem man bereits im zarten Alter von vier Jahren den Cellobogen in die noch schmächtige Hand gedrückt hatte. Und der sich ganz prächtig entwickelte, früh Wettbewerbe gewonnen hatte und das Glück besaß, zu einem Meisterkurs bei Professor Maria Kriegel eingeladen worden zu sein. Die weltberühmte Kölner Cellistin hat ihm daraufhin vorgeschlagen, weiter bei ihr zu studieren – und das mit großem Erfolg, wie man zweifelsfrei hören konnte. Natürlich war „La Celissima“, wie sie von ihren weltweiten Fans genannt wird, im Konzert anwesend; schon etwas sehr Besonderes.
Ebenso gut, allerdings älter waren die anderen Vortragenden, die allesamt Preise gewonnen hatten, gestiftet von den „Kultur Löwen“. Prof. Dr. Franz Wingen begrüßte in Vertretung des erkrankten Vorsitzenden Karl-Heinz Land die über 200 Gäste in seiner unnachahmlich charmanten Art. Und musste dann die zweite Absage verkünden: eine der beiden Harfenistinnen war ausgefallen, leicht erkennbar an der geringen Anzahl der Harfen auf dem Podium – nur eine. Schon schade, denn wann hat man auch schon Gelegenheit, ein Harfen-Duo zu erleben. Irene Feininger, 1. Preis 2018 – in München ausgebildet, hatte bereits mit namhaften Orchestern konzertiert. Für Harfe solo – was denn auch sonst – erfreute sie „fantasievoll“ mit der Fantasie c-Moll op. 35 von Louis Spohr; ein Paradesstück, komponiert – wie alle seine Werke für Harfe für seine Frau Dorette Scheidler – mit perlenden Läufen, aufregenden Glissandi, sehr sensibel gespielt. Es erstaunt immer wieder, wie sicher die Harfe zu spielen ist, mit den verschiedenfarbigen Saiten und zahlreichen Pedalen für die Halbtöne.
Irene Feininger
Frederic Chopin – weniger bekannt, da man ihn mit dem Klavier in Verbindung bringt – hat früh auch für die Harfe geschrieben, eine rauschende „Polonaise brillante“. Und der Teufelsgeiger Paganini nötigte die Streicher, seine „Moses Fantasie“ nach einem Rossini-Thema aus „Mosè in Egitto“ nur auf der tiefen G-Saite zu spielen. Ein unerhörter Genuss für den Opernfreund. Und eine verblüffende Kunstfertigkeit, hoch musikalisch und perfekt zelebriert von der jungen Koreanerin Yoojung Won – 2. Preis 2019 -, die nach etlichen Auftritten mit ihrem Instrument derzeit den Masterabschluss an der Musikhochschule Köln macht. Lustig: bei Youtube gibt es Videos von diesem Stück, wo nur die eine Saite auf dem Instrument vorhanden ist – mehr braucht man für das Stück ja auch nicht. Sehr einfühlsam und kompetent begleitet wurde sie von der Chinesin Fan Yang, seit 10 Jahren Dozentin an der Hochschule Köln für Liedbegleitung und Korrepetition. Sie musizierte auch mit der Cellistin Larissa Nagel – 2. Preis 2019 – , die trotz ihrer Jugend bereits eine prächtige musikalische Vita vorweisen kann. Larissa glänzte mit einem Fantasiestück von Robert Schumann und „Trois pieces“ von Nadia Boulanger; Letztere war zu Lebzeiten sehr bekannt und beliebt.
Yoojung Won und die Pianistin Fan Yang
Natürlich durfte der Gesang nicht zurückstehen; der Bariton Frederik Schauhoff, – 1. Preis 2016 – , mit Jahrgang 1991 der Senior unter den Preisträgern, ist ein Verfechter der klassischen Vokalmusik in all ihrer Vielseitigkeit. Zu Hause in der Oper, der Alten Musik, den großen Oratorien wie dem Kunstlied wählte das Thema „Liebe“ mit Liedern von Beethoven, Mahler und Brahms, wunderbar gesungen und sensibel dargestellt.
Frederik Schauhoff
Und dann der fast zierliche junge Chinese Edward T.S Chao – 1. Preis 2019 -, ein Name, den man sich merken sollte. Es war schier unglaublich, mit welcher Kraft und Virtuosität er sein Instrument beherrschte; beide schienen miteinander verwachsen zu sein. Zu hören gab es zwei Sätze (und dann noch einen dritten aus der Sonate von Francis Poulenc). Zum „Pezzo Capriccioso“ von Tschaikowsky meinte er in erstaunlich gutem Deutsch, das wäre ziemlich schnell. Eine gewaltige Untertreibung, ein Wahnsinnsstück, welches einen riesigen Applaus nach sich zog.
Edward Tzu-Shao Chao
Alle Preise überreichte dann Burkhard Lingenberg , Distrikt Governor der Lions. Ein toller Abend, zwar ein wenig Cello-lastig, aber bei der ausgelassenen Nachfeier mit der Erkenntnis, dass die Asiaten im Gegensatz zu früher geäußerten Ansichten sehr wohl etwas mit europäischer Musik anfangen können; nicht umsonst sitzen viele in den großen europäischen Orchestern oder bevölkern die Opernbühnen.
Preisübergabe mit Burkhard Lingenberg (2. v.rechts). Vorne im Bild Maria Kliegel
Michael Cramer