“Susanna” im WRM und ein Nachhall
“SUSANNA UND DU”
Eindrucksvoller “Nachhall” zur SUSANNA-Ausstellung
„Einmol Prinz zo sin“: mit diesem Lied machte sich Wicky Junggeburt als Prinz Karneval (1993) in Köln musikalisch unsterblich https://www.youtube.com/watch?v=QBynvIk0U68. Berühmte Künstler werden ebenfalls unsterblich durch die Museen, in denen ihre Werke hängen. Nur – es gibt zigtausende durchaus qualifizierte Maler, deren Bilder es nie in ein Museum geschafft haben. Ganz anders im heiligen Köln. Hier hat das ehrwürdige, renommierte Wallraf-Richartz-Museum eine große Anzahl an Bildern von Schülerinnen und Schülern in einer Sonderschau präsentiert. Wie denn das ? Schülerbilder in einem Museum ?
Nun, der fleißige Museumsbesucher erinnert sich sicher an die Ausstellung „SUSANNA – Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo“ im Winter 22/23. https://www.kulturcram.de/2022/10/susanna-von-der-bibelgeschichte-bis-zu-metoo-bewegung/
Diese hatte einen enormen Erfolg sowohl in der Presse wie auch deutlich sichtbar an den großen Besucherzahlen. Und natürlich auch bei den Jugendlichen, die häufig Opfer von sexueller Anmache werden. Und da ein Museum mittels der ausgestellten Objekte aber auch pädagogische Aufgaben wahrnehmen muss, besuchten Stephanie Sonntag (Kunstvermittlung WRM) und Björn Föll (vom EVT) zusammen mit der Kuratorin der Ausstellung Dr. Anja Sevcik unter anderem auch die Oberstufenklasse mit Wahlfach Kunst des Kölner Elisabeth-von Thüringen-Gymnasiums, führte die Jugendlichen durch die Ausstellung und diskutierte natürlich ausführlich das Gesehene. Themen waren Machtmissbrauch und Nötigung, sexualisierte Gewalt und Gegenwehr, Intimität und Provokation im sozialen Miteinander.
Die Gedanken zum Thema, eventuell eigene Erfahrungen und Ängste flossen in eindrucksvolle Bilder, Collagen und Plastiken, die zunächst in einer moderierten Schulveranstaltung den Eltern und Schülern präsentiert wurden. Natürlich in Anwesenheit von Dr. Sevcik, die auch gerne für Fragen zur Verfügung stand. Dann wanderte das ganze Konvolut ins „Grafische Kabinett“, wo sonst Zeichnungen berühmter Künstler hängen und wird dort bis zum 15. Oktober sichtbar sein. Die Ausstellung wurde von Schülern und Schülerinnen selbst kuratiert; zeitgleich gab es eine öffentliche Installation von Schaufensterpuppen, gefesselt mit rot-weißen Flatterbändern, symbolisch für die sexuelle Anmache, von denen ein Rest dieser Puppen auch in die Ausstellung kam. Auch ein verstörendes Video läuft als Ausdruck der Unterdrückung.
Die Kunstwerke, deren Schöpfer alle auf einer großen Tafel aufgelistet sind, stammen natürlich von Laien. Aber sie stehen den Altmeistern der Susanna-Ausstellung bezüglich Ausdruck und Aktualität kaum nach, sind teilweise noch intensiver und effektvoller. Und rühren an oder verstören sogar. Aber befördern hoffentlich den Mut, über dieses heikle Thema offen zu sprechen.
Parallel zur Ausstellung gibt es kostenlose Seminare für die Jugendlichen: „Flirt – Anmache – Übergriff: Wie positionieren wir uns?“ Oder: „Aufregender Flirt oder blöde Anmache? Kommunikation im Balanceakt zwischen Selbstbestimmung und Übergriff“. Das theaterpädagogische Programm dient der Sensibilisierung im Umgang mit Intimität und Privatsphäre mit Tools und Methoden zum respektvollen Flirten an die Hand. Dabei wird die eigene (Körper-) Sprache spielerisch erprobt und die Achtsamkeit für die Wahrnehmung des Gegenübers geschult.
Wallraf-Richartz-Museum, Fondation Corboud
Obenmarspforten, 50667 Köln
Geöffnet bis zum 15. Oktober 2023
Dienstag bis Freitag: 10-18 Uhr
Donnerstag: Abendöffnung bis 22 Uhr (außer an Feiertagen)
Samstag und Sonntag: 11-18 Uhr
Feiertag: 11-18 Uhr
Text und Fotos: Michael Cramer