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Theater am Dom: Teures Kleid vermasselt Hochzeitsnacht

Eine Frage an die Ehemänner: hebt man das teure, nur einmal getragene Designer-Brautkleid der Ehefrau für alle Zeiten auf? Als melancholische Erinnerung ? Vielleicht für die Hochzeit einer eventuellen Tochter? Im Kleiderschrank nimmt es nur Platz weg, bei einer eventuellen Neu-Verheiratung dürfte es kaum noch einmal zum Einsatz kommen. Weil es vermutlich dann nicht mehr passt. Daher: weg damit. Der soeben verheiratete Phillipp (Oliver Bürgin) hatte den Fehler gemacht, diese nicht gerade liebevollen Überlegungen mit seiner frisch Angetrauten Juli (Aline Hochscheid) noch vor der Hochzeitsnacht zu kommunizieren, nachdem er sie durch ein heftiges Unwetter wohlbehalten ins Haus getragen hat. Und ist damit voll ins Fettnäpfchen getreten: sie schließt sich im Schlafzimmer ein, zumal auch noch ein klemmender Reißverschluss ihre Entkleidung hemmte.

Oliver Bürgin, Alina Hochscheid

Immerhin kostete das Kleid der Nobelfirma Lafarge stolze 8000 Euro; für den geizigen Controller ein Unding und nur totes Kapital. Juli hatte nämlich ihrem Philipp den Preis für den Traum in Weiß verraten: Ein absolutes No-Go. Und auch sehen durfte es der Bräutigam vorher keinesfalls.  Sie schließt sich ein, und Philipp tröstet sich mit einer Flasche Hochprozentigem – und der Idee, das teure Stück bei Ebay einzustellen: Ein Euro, ohne Mindestgebot, Sofortkauf möglich, Verkäufer übernimmt den Versand.

Am nächsten Morgen hat Philipp einen Brummschädel und das Kleid eine neue Besitzerin: Eine gewisse Elke heiratet bald, konnte nicht schlafen, und stieß in der Nacht im Netz auf eben dieses Schnäppchen.

Und: Gekauft ist gekauft, auch im Suff, da hilft auch nicht die Reise von Juli zur Käuferin. Die das Kleid unbedingt behalten will – aber gegen Aufpreis vielleicht nun doch nicht ? Ihr Philipp zeigt solide Reue über seinen Fauxpas und versucht, den zukünftigen Ehemann von Elke, den bodenständigen Schreiner Roland (Makke Schneider) zu treffen zwecks Rückabwicklung. Der schenkt Philipp das von seiner Frau bereits zurückgekaufte Kleid zusammen mit der Tischlerweisheit: “Im Suff nur planen, aber niemals sägen”.

Bis zu diesem Moment plätscherte die nette Geschichte im Wesentlichen per Dialog, aber handlungsarm und mit wenig Lachern vor sich hin, zwei drehbare Räume, in die man über die Fenster einsteigen kann, stellen die Wohnungen der beiden Paare dar. Die beiden Herren verstehen sich blendend, Roland setzt durch, dass das Kleid ohne finanziellen Ausgleich zurückgeben wird. Zwischen den beiden Damen entwickelt sich hingegen ein „Bieterkampf“, denn die klamme Elke wittert finanzielle Morgenluft. Köstlich, wenn sie auf einmal präzise ihre finanziellen Vorteile durchkalkuliert und ihr zukünftiger Ehemann da nur noch staunen kann.

Der Kampf um das Kleid

War der Plot bisher ja noch nachvollziehbar, wird er jetzt heftig arg konstruiert und leicht klamottig:  die beiden Paare verlieben sich überkreuz und planen separat eine heimliche Reise in ihrer beider Traumstadt Venedig mit den vielen Kirchen und Palästen, erkennbar an der Silhouette einer kleinen Gondel – na ja. Wo sie sich dann prompt auf der Straße anrempeln. Wie es weitergeht und endet, sollte hier nicht verraten werden; aber man kann es sich schon denken. Kleiner Gag zum Ende: der eine Euro für das Mindestgebot musste noch bezahlt werden.

Höflicher Applaus für die letzte und diesmal etwas  blasse Premiere der Spielzeit.

v.l. Makke Schneider, Aline Hochscheid, Jenny Kittmann, Oliver Bürgin

 

“Das Brautkleid” von Stefan Vögel

Regie: René Heinersdorf

Mit Oliver Bürgin. Aline Hochscheid, Jenny Kittmann, Makke Schneider

Theater am Dom, Köln

Premiere am 27.4.2023, Aufführungen bis 2. Juli 2023

Bühne: Thomas Pekny

Tickets unter 0221‬‬‬ 2580153 oder  www.theateramdom.de 

 

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