Musik

Kathrin Zukowski – steiler Aufstieg in der Opernwelt ?

  Wer das Glück hatte, die Kölner Premiere von Händels „Giulio Cesare in Egitto“ zu erleben, kann vielleicht – oder hoffentlich – später einmal von sich sagen, eine wesentliche deutsche Sopranistin bereits zu Beginn ihrer Karriere live erfahren zu haben. Die Rede ist hier von Kathrin Zukowski www.kathrinzukowski.de, der Cleopatra in der Inszenierung von Vincent Boussard, unter der musikalischen Leitung von Rubén Dubrovsky und in den atemberaubenden Kostümen vom legendären Modeschöpfer Christian Lacroix. Die examinierte Gitarristin vertauschte nach dem Studium ihr Instrument mit eigenem Kehlkopf – sie wechselte ins Gesangsfach, studierte an den Hochschulen Detmold und München, sang noch in der Ausbildung wichtige Partien und wurde 2018 in das Kölner Internationale Opernstudio aufgenommen. Hier profilierte sie sich so sehr, dass sie nahtlos in der Saison 20/21 ins Ensemble übernommen wurde. Nach ihren umjubelten Rollendebuts u.a. als Pamina und Susanna nun also die Cleopatra, ihre nach eigenem Bekunden bisher größte Rolle. Bei Facebook schrieb sie: „Völlig überwältigt von einer der herausforderndsten Partien, die ich bis dato singen durfte – ich bin unfassbar dankbar für alle Kollegen auf, hinter und neben der Bühne, die diesen Abend so besonders gemacht haben!“.

Nun stand sie neben Raffaele Pe, einem der herausragenden Countertenöre unserer Zeit auf der Bühne. Ihn zu erleben war schon ein ganz besonderes Ereignis; er singt und begeistert auf der ganzen Welt, man hat eigens für seine Stimmlage komponiert. Und nun kommt er ins Opernprovisorium „Staatenhaus“, über welches der Bühnenbildner Frank Pillipp Schlößmann im Publikumsgespräch von seiner anfangs etwas erschrockenen Reaktion berichtete „Hier, wirklich hier ?“

Nun, im Staatenhaus gibt es gar keine Bühne, auch keine Schiebe- oder Nebenbühne, keinen Orchestergraben, keinen Schnürboden, nur den einen immens großen und breiten Raum, der aber in der Vergangenheit sehr vielfältig und imposant genutzt wurde. Und hier hat Schlößmann in einem Guckkasten schlichte, weiß gefasste  Elemente ersonnen, die per Hand von den Bühnenarbeitern verschoben werden – wie in früheren Zeiten. Und wo sich immer neue Räume und Durchblicke öffneten, auf Silhouetten von Pyramiden, Ibis-Vögeln, auf im Wind wehende Palmen. Gesungen wird überwiegend frontal – böse genannt „Rampensingen“. Aber das ist hier anders; ein wenig konzertant, und ein wenig szenisch, ein Vortrag vor weitgehend leerer Bühne in barocker Manier. Zusammen mit dem fantastischen Gürzenichorchester, hier “auf antik” mit Theorbe und Laute.

Hauptperson ist natürlich Cesare, er hat – neben Cleopatra – auch die meisten Arien zu singen, mit atemberaubender Stimmakrobatik, mit männlicher Kraft und Autorität, aber auch mit zartesten Piani. Gekleidet mit einem rattenscharfen bodenlangen Kamelhaarmantel und mit Brustpanzer ist er einfach der Held. Wer könnte es ihm gleichtun, wenn nicht ein weibliches Wesen? Man kann es sich schon denken – die Kathrin Zukowski. Mit ihrer geschmeidigen Stimme, mit kristallinen, unglaublichen und sicheren und dennoch ausdrucksstarken Höhen, verbunden mit ihrem sicheren Auftreten und ihrer Persönlichkeit – man kann es so nennen – singt sie den Cesare glatt an die Wand. Was auch am Zwischenapplaus und am finalen Beifallsjubel erkennbar war. Also quasi ein Sopranwettbewerb zwischen Mann und Frau.

v.l. Adriana Bastidas-Gamboa, Anna Lucia Richter (Sesto)

 

Auch der Kölner Publikumsliebling Adriana Bastidas-Gamboa als trauernde Witwe Cornelia beweist erneut ihre große Klasse, sie erzeugt fast Rückenschauer, wenn sie ihre markige Stimme auch in der Tiefe voll erklingen lässt.

Der Schreiber dieser Zeilen gibt unumwunden zu, selten so beeindruckt gewesen zu sein von einer Aufführung, fast nass geschwitzt und fix und fertig. Wie gut, dass man sich bei der Premierenfeier noch etwas erholen konnte. Und er geht am 29. Mai zum dritten Mal in die Aufführung; den Cesare singt dann Sonja Runje, sicher ein interessanter Unterschied.

Wer sie zeitnah hören will: Sie singt die Pamina in der Zauberflöte. Und bei der Gedenkfeier für den verstorbenen früheren Intendanten Michael Hampe am 2. Juni 2023

Wer sich an Rezensionen gütlich tun mag:

https://opernmagazin.de/haendels-giulio-cesare-in-egitto-in-der-oper-koeln-gefeiert/

https://liveinderoper.com/2023/05/12/giulio-cesare-in-egitto-exquisite-barocke-sangeskunst-an-der-oper-koln/#more-6573

http://omm.de/veranstaltungen/musiktheater20222023/K-giulio-cesare.html

https://deropernfreund.de/oper-koeln/koeln-julio-cesare-georg-friedrich-haendel/

Es gibt noch zwei Aufführungen am 29. und 31. Mai. Tickets unter www.oper.koeln.de oder Tel. 0221 . 221 28 400

Text von Michael Cramer

Fotos von © Karl und Monika Forster

Foto:Oper Köln

Kommentare deaktiviert für Kathrin Zukowski – steiler Aufstieg in der Opernwelt ?