Musik

Von Offenbach zu Beethoven – Staffelstabübergabe auf dem Rhein

Eine lustige Schiffsreise in die Bundesstadt

 

16.12. 2019

Text und Fotos von Michael Cramer

Köln und Bonn, nahe beieinander am Vater Rhein gelegen: Einmal die quirlige Millionenstadt  mit immensem Kulturangebot, daneben der eher verträumte Ort, wo der Tourist am frühen Abend auf die Frage nach dem Nachtleben erfährt, dass „die Dame bereits wieder nach Köln gefahren sei“. Beide Städte haben etwas gemeinsam: Das Chaos mit den Kulturbauten Oper und Beethovenhalle. Wobei in Köln noch weitere Problem-Bauten mit mehreren Museen dazu kommen. Nicht umsonst ätzt der wunderbar rheinländisch assoziierte Südtiroler Konrad Beikircher, dass die A555 zwischen Köln und Bonn eine „Einbahnautobahn“ sei: „Wer fährt als Kölner denn überhaupt freiwillig nach Bonn ?“ Nun hat Bonn erheblich aufgeholt, vor allem mit dem berühmten Sohn Ludwig van Beethoven im Schlepptau. Der würde nämlich im Jahr  2020 stolze 250 Jahre alt, was ein ganzes Jahr lang gefeiert werden soll. Dazu gibt es eine hervorragende Ausstellung in der Bundeskunsthalle und das grundüberholte Bonner Beethovenhaus. Die Kölner setzten ihren Jaques Offenbach dagegen, der immerhin auch 200 Jahre alt geworden wäre, einen vielseitigen jüdischen Musiker, den es mit 16 Jahren nach Paris zog, wo er als Cellist, Komponist und als Theaterleiter sehr berühmt wurde; immerhin gilt er als „Erfinder“ der Operette. Seine Musik wie der „Can Can“ aus „Orpheus in der Unterwelt“ oder die „Barcarole“ aus „Hoffmanns Erzählungen“ sind weltweit Ohrwürmer geworden. Zum Jubiläum hat die eigens gegründete Offenbachgesellschaft unter dem Vorsitz Franz-Josef Knieps von mit rund 400 gut besuchten, ganz unterschiedlichen  musikalischen und literarischen Veranstaltungen, mit zwei großen Musikwerken („Barcoufe“ und die „Herzogin von Gerolstein“), mit einer Offenbachzeitung, einer aufwändigen Webseite und einer Wanderausstellung in Köln und Umgebung, in Paris und in Berlin in 2019 sehr eingehend beigetragen und das Bild des Kölners  Jaques Offenbach in der Öffentlichkeit ganz erheblich aufgewertet.

Smalltalk v.l. mit Dr. Markus Schwering (KStA), Jens Klier (Journalist), Dr. Richard Lorber (WDR), Dr. Christoph Siemons (Concertgesellschaft), Marita Cramer (Agentur Moltovivace)

Zum Jahreswechsel gab es nun eine Staffelstab-Übergabe, aber natürlich nicht mittig auf der A555, sondern auf einem Schiff während der Fahrt von Köln nach Bonn. Das war schon nicht einfach, da es gegen die Strömung ging, aber im Überwinden von Schwierigkeiten sind die Kölner ja seit jeher geübt. Auf dem schicken und geräumigen Schiff „MS Rheinenergie“ fand sich eine große Menge an VIPs ein, Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur. Die Macher der Offenbachgesellschaft www.yeswecancan.de, voran die rührige Claudia Hessel und der Vorsitzende Franz-Josef Knieps, natürlich auch die Oberbürgermeisterin Henriette Reker, der Domprobst Gerd Bachner, der WDR-Intendant Tom Buhrow, die beiden Ex-OB Schramma und Roters. Der Ehrengast Armin Laschet, Ministerpräsident von NWR, stieg erst in Bonn zu, vielleicht weil er nicht genügend seefest ist. Zusammen mit dem Bonner OB Ashok-Alexander Sridharan, der wohl nicht unbedingt vorher extra nach Köln fahren wollte. Damit konnte die eigentliche Zeremonie erst am Anleger in Bonn erfolgen. Mehrere Exemplare eines Bildes mit Offenbach und Beethoven wurden überreicht, zahlreiche Hände geschüttelt.

Vorstand der Offenbachgesellschaft, Mitte Vorsitzender Franz-Joseph Knieps

Und was machte man mit den drei Stunden auf dem Wasser? Klar doch, ein Empfang mit Smalltalk und köstlichen alkoholischen Getränken und ein dreigängiges Abendessen, netterweise alles gestiftet von den üblichen Verdächtigen. Zeit genug war auch für einen Rückblick mit zahlreihen Fotos und eine Talkrunde auch mit den Sponsoren Dr. Dieter Steinkamp (Rheinenergie), Prof. Karl Karst, WDR 3 Programmchef, Dr. Achim Schloemer, Vorstand Deutsche Rheinschifffahrt und Dr. Andreas Dartsch, Vorstand Sparkasse KölnBonn. Als „Nachtisch“ wurde dann die Uraufführung „Die beiden Tauben“ präsentiert, basierend auf Offenbachs „Die beiden Blinden“, zusammengestellt vom Komponisten Moritz Eggert, Professor für Komposition in München, und Patrik Hahn, künstlerischer Programmplaner des Gürzenichorchesters und Regisseur. Thema war „Die Wahrheit über Offenbach und Beethoven“. Eggert spielte und sang auch den Beethoven, Marlene Groksch ganz entzückend den Offenbach, der Harfen-Engel war Luise Enzian, begleitet vom Kontrabass (Johannes Esser) und dem Schlagzeug von Christian Thomé. Mit Bruchstücken aus den Werken beider Komponisten, mit einem fiktiven Treffen der Beiden, mit einem Streit über die eigene Qualifikation, mit Anspielungen auf die Neuzeit und die Politik, und so weiter und so weiter. Im Ablauf zwar etwas schwierig nachzuverfolgen, aber durchaus originell und sehr engagiert. Immerhin eine Welt-Uraufführung wenn auch ein wenig lang. Leider ließ die Aufmerksamkeit der Gäste gegen Ende leicht nach.

Die lustige Staffelstabübergabe v.l. A. Sridharan (OB Bonn), A. Laschet (Ministerpräsident NRW), H. Reker (OB Köln), Claudia Hessen (RTL), Tom Buhrow (Intendant WDR)

Die kam aber rasch zurück bei der Übergabe des „Staffelstabes“ in Form eines gerahmten Bildes, ähnlich einer Spielkarte mit den beiden Komponisten. Einige nette Ansprachen aller Offiziellen und Sponsoren, dann war das Kölner Offenbachjahr nur noch Geschichte und endete mit dem Festkonzert zur Eröffnung von Beethoven 2020; allerdings nicht in der seit langem eingerüsteten Beethovenhalle, sondern im Bonner Opernhaus. Der Rezensent schwänzte das Konzert mit vielen offiziellen Reden und Musik des Jubilars, aufgeführt vom – dem Vernehmen nach – blendend aufgelegten Bonner Beethoven-Orchester unter seinem GMD Dirk Kaftan. Es bleibt in sehr angenehmer Erinnerung die Rückfahrt mit dem Schiff, bei weiterhin freien Getränken und mit einem äußerst netten und tiefsinnigen Gespräch in ganz kleinem Kreise. Ehrlich gesagt, das war für den Berichterstatter eigentlich das Beste an der Staffelübergabe auf dem nächtlichen Rhein und vorbei an beleuchteten Ufern.

Glücklich, alles geklappt im Offenbachjahr

Was bleibt jetzt von Offenbach? Immerhin die Erinnerung an ein sehr umfangreiches und äußerst professionell organisiertes und gestaltetes einjähriges Event, das den Bekanntheitsgrad der Stadt noch einmal deutlich gesteigert haben dürfte. Einige Veranstaltungen sind noch geplant, vor allem rund um den jeweiligen Geburtstag, und dann natürlich das diesjährige „Divertissementchen“, das Bühnenstück des Kölner Männergesangvereins: „Fidelio am Rhing“, Premiere ist am 25. Januar. https://www.kmgv.de/aktuelles-stueck.html  Auch das passt prima als Staffelübergabe, zumal der „Baas“ (Chef) des KGMV der ehemalige Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimpsch ist.  So gibt es auch auf der Kölner Opernbühne im Staatenhaus eine Staffelübergabe nach dem wunderbaren Stück „Offenbach“ über die Erfindung des Can Can im letzten Jahr https://www.kulturcram.de/2019/02/die-wahrheit-ueber-die-entstehung-des-can-can-offenbach-bei-der-caecilia-wolkenburg/

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