Musik

Philharmonie Köln – endlich ein Dach über dem Kopf

 

Text und Fotos: Michael Cramer

Nein, der Kölner Kardinal war nicht erschienen zur Einweihung des neuen Vordachs der Kölner Philharmonie, auch nicht die Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Muss ja auch nicht sein. Wobei ein kirchlicher Segen generell nie schadet für ein gewaltiges Bauteil, was theoretisch jemandem auf den Kopf fallen könnte. Aber immerhin fanden sich etliche städtische Mitarbeiter ein, darunter auch Dr. Ralf Elster nebst Gattin, kulturpolitischer Sprecher der CDU, ebenso wie sein FDP-Kollege Dr. Ulrich Wackerhagen. Und besonders schön war es,  Godfried Haberer, einen der beiden Architekten des Kulturtempels, mal wieder leibhaftig zu sehen und mit ihm zu diskutieren. Er hatte 1986 zusammen mit seinem Kollegen Peter Busmann das Wunder vollbracht, im Herzen der Stadt und auf sehr begrenzter Fläche eine herrliche Philharmonie mit 2000 Plätzen, ein weitläufiges und lichtdurchflutetes Museum mit großzügigem Treppenhaus, und ein Parkhaus für knapp 400 Autos zu bauen. Der Ruf und die Inanspruchnahme der beiden Bauten ist eine einzige kulturelle Siegesgeschichte für Köln. Trotz eines kleinen Makels.

Der Intendant und sein Sponsor Christian Gerlach (Bethmann-Bank)

Denn die Philharmonie liegt quasi unterirdisch; daher hat man sorgsam auf eine Lärmisolierung vom Rhein mit seinen schweren Schiffen und vom benachbarten Hauptbahnhof geachtet. Nicht bedacht aber hat man die Geräusche von Fußgängern, Rollkoffern und Skatebordfahrern auf dem hübschen Heinrich-Böll-Platz, der als Fußgängerzone genau über dem Podium liegt und gestaltet wurde als Kunstwerk „Ma’alot“ vom Israeli Dany Karavan. Und die stören arg bei Konzerten, Proben oder wenn der WRD seine Musikaufnahmen fährt. Eine Sanierung in Höhe von zehn Millionen Euro war für die finanziell gebeutelte Stadt nicht drin, stattdessen wird der Platz bei Nutzung des Konzertsaales bewacht, 1000 mal pro Jahr, damit niemand drüber läuft. Schon ein ziemliches Unikat und eine ausgefallene ABM.

Frierende Festgäste

Das Vordach über dem tief liegenden Eingang in die Philharmonie musste in der Bauphase der U-Bahn vorübergehend abgenommen werden. Und wurde leider so unsachgemäß gelagert, dass es verschrottet werden musste – ein sehr kostspieliger Lapsus der Stadtverwaltung. Und dann dauerte es satte 15 Jahre, bis sich in Sachen Vordach wieder etwas tat. Zumal der unscheinbar seitlich liegende Eingang kaum ins Auge fällt; der gut gelaunte Hausherr Louwrens Langevoort schilderte bei der Einweihung  die nette Geschichte vom damaligen Shooting-Star Gustavo Dudamel; der Jungdirigent fand den Eingang erst nach mehrmaligem Umrunden des Komplexes. Aber auch kein Schild wies bisher den Fremden auf den kostbaren Inhalt hin. Aber das alles ist jetzt Vergangenheit, das großzügige, filigrane Vordach, erneut entworfen von den beiden Architekten, ist endlich dran inklusive der Schrift. Hier muss allerdings noch einmal der Radiergummi ran: die Basis des „Ö“  bei „Kölner Philharmonie“ ist zu klein geraten; der Intendant versprach zeitnahe Abhilfe.

Das “ö” zu klein und der Raum unten drunter noch nicht verkleidet

Immerhin hatte er es geschafft, mit 200.000 € rund die Hälfte der Kosten über Spenden, von Sponsoren und mit Hilfe seiner Hartnäckigkeit zu beschaffen. Und dann stiegen die Kosten noch einmal kräftig auf 700.000 € an. Frage: Warum soll der Philharmonie nicht zustehen, was woanders laufend passiert. Da die Stadt nichts dazugeben wollte, sprang hier die Privat-Bank Bethman ein mit ihrer Stiftung „Unternehmen für Köln“. Nach der gewohnt launigen Ansprache von Langevoort mit zahlreichen dezenten Seitenhieben auf die Stadt „In Köln klappt alles, wenn man nur lang genug wartet“ berichtete Christian Gerlach, Direktor der Bank, vor den ca. 80 Gästen vom sozialen und städtischen Engagement seines Institutes. Sehr beachtenswert !

Aufstellung zum Gruppenfoto; links Kurator Heinz M. Breidenbach hinter seiner Gattin Eva

Das alles passierte bereits unter dem neuen Dach, welches in Zukunft auch von den Rauchern geschätzt werden dürfte. Könnte man die nicht auch ein wenig zur Kasse bitten ? Der versprochene Umtrunk mit bestem Champagner „unlimited“ erfolgte dann im wärmeren Vorraum, da am Abend ein ausgebuchtes Konzert anstand. Und so endete die Zeremonie mit eingehendem Smalltalk und mit vielen bekannten Gesichtern, mit einem edlen Getränk und einem zufriedenen Intendanten, der einen hervorragenden Job macht und der jetzt endlich sein eigenes Vordach hat. Es sei ihm von Herzen gegönnt.

Fachsimpeln zwischen zwei Kulturschaffenden: Dr. Elster und Philharmonie-Architekt Haberer

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