Wagners Ring in drei Wochen – ein Shanghai-Fotoalbum
Mit der Kölner Oper als Statist zum “Ring des Nibelungen” nach China
2009 gab es eine kleine Notiz im Kölner Stadtanzeiger, daß für Wagners „Ring des Nibelungen“ noch Statisten gesucht würden, gerne mit Opernkenntnissen. Blitzartig habe ich mich bei Martina Pohl gemeldet und wurde auch genommen. Man suchte „Statisten 2. Klasse“ für die Massenszenen als Soldaten, Bauarbeiter, als Goldgräber für Alberich, als gemeines Volk. Das war schon sehr spannend, über das Einkleiden, die diversen Proben bis hin zu den Aufführungen. Meine Familie, nicht gerade Wagner-Fans, mussten natürlich auch in die Vorstellungen.
Warum ich das hier schreibe: die Oper Köln war anlässlich der Weltausstellung in Shanghai eingeladen, den gesamten Ring aufzuführen, aber nicht irgendwie, sondern die Carson- Original – Inszenierung von Köln. Dazu mussten alle Sänger, Kostüme, Musiker, Bühnenarbeiter, die Verwaltung und vor allem die gesamte Bühne einschließlich aller Requisiten nach Schanghai geschafft werden – ein Mammut-Projekt mit 30 Gr0ßcontainern, mit hohen logistischen Anforderungen. So gab es erhebliche Probleme mit dem Zoll, die nicht funktionsfähigen Waffen-Attrappen und das Feuerwerk für die Götterdämmerung einzuführen. Unser Freund Horst Sülzen, Chef der Requisite, stand mehrmals vor einem Nervenzusammenbruch.
Unsere Frage, mitfahren zu dürfen, beschied Intendant Uwe Erich Laufenberg positiv, wenn auch mit der Einschränkung: Nur auf eigene Kosten. Aber wir könnten natürlich auf der Bühne auftreten. Für meinen Job sollten chinesische Statisten eingesetzt werden, angeleitet von einer Kölner Regieassistentin, während die „Edelstatisten“ für die schwierigeren Aufgaben auf Kosten der Oper mitreisen durften.
3 ½ Wochen Schanghai, alle Proben und Aufführungen sehen können, dazu der gute persönliche Kontakt mit Vielen der Oper Köln, das war uns die Ausgabe wert, zumal gleichzeitig Weltausstellung war. Vorher absolvierten wir noch einen Zwischenaufenthalt in Dubai – wenn auch genau während des Ramadan; da hatte unser Reisbüro gewaltig gepennt.
Die Regieassistentin hatte mich den chinesischen Statisten-Kollegen als sehr erfahren vorgestellt; also wollten manche ein Foto mit mir und baten später sogar um ein Autogramm. Guten Gewissens kann ich daher sagen, dass meine Bühnenkarriere in Shanghai begonnen hat.
In dem riesigen Konzerthaus mit über 2500 Plätzen war ein Riesengewimmel an allen Ecken, die Kulissen wurden aufgebaut, das Licht justiert, das Orchester probte ebenso wie die Sänger, die Regieassistentin musste die z. T. noch nicht geprobten Solisten in die Inszenierung einweisen, die chinesischen Statisten ebenso, tausende Fragen beantworten, dazu Interviews über sich ergehen lassen. Sie hatte für die Chinesen und die FAZ eine Zeichnung angefertigt über das „Rheingold“ und für uns als Dank für unsere Mitwirkung ein zweites Exemplar geschaffen (2 von 2).
Die Chinesen waren sehr willig, zumal der „Ring“ noch niemals in China aufgeführt wurde; im Fernsehen wurden sämtliche Aufführungen sogar life übertragen. Aber es schien für alle sehr anstrengend zu sein, im Hause sah man überall schlafende Gestalten, ebenso in der Öffentlichkeit.
Die Auftritte in den Opern entsprachen denen in Köln, im Rheingold war ich der erste, der den – eigens mitgebrachten – Müll in den Fluss schmeißen sollte. Überhaupt ist der Statistenjob toll, weil man direkt dabei ist, wie die Sänger sich vorbereiten, indem sie z.B. Arien der Kollegen zum eigenen Einsingen auf der Bühne mitsingen. So stand ich in der Kulisse 2 Meter neben Siegfried und Sieglinde bei ihrem berühmten Duett „Winterstürme“; meine Frau Marita hatte auch einen Auftritt als Zofe der Fricka (Dalia Schächter).
Neben der Oper war die Stadt hochinteressant. Wir waren viel zu Fuß unterwegs, auf Märkten, in Läden mit Plagiaten teurer Uhren, in Armenvierteln, in originellen Restaurants, zumeist mit unserem Statistenfreund Bernd Knabe. So haben wir erlebt, wie die Polizei ein nicht genehmigtes Restaurant kurz und klein schlug mit allem Mobilar und Inventar.
Auch die Weltausstellung war sehr sehenswert, zumal wir mit meinem amtlichen Presseausweis überall ohne Wartezeit Zugang hatten.
Wo Kölner sind, sind auch Karnevalisten. So waren auch die Roten Funken mitgereist (auf eigene Kosten) , ebenso die Höhner, OB Fritz Schramma und Jürgen Roters.