Musik

„Christmas Jazz“ im Overather Kulturbahnhof – sehr sanft und melodiös

 

Von Michael Cramer

 

Manfred Austen, künstlerische Leitung

Ein Weihnachtslied muss es ja nun doch sein am Ende, aber glücklicherweise ohne Gesang des ausverkauften Hauses, und ganz dezent verjazzt; Mitsingen ging daher eh nicht. Norbert Gottschalk, ein bedeutender Vokalist der Szene und häufiger Gast der Band, gestand charmant, mit dieser Zugabe sei es das erste Mal, dass er so etwas in einem Konzert singen würde, und ausgerechnet „Stille Nacht“. Aber stilecht als „Silent night“, und so zart und feinfühlig, wie er als Scat-Sänger mit „bidiba duba“-Improvisationen das Konzert „Christmas Jazz“ im Overather Kulturbahnhof  ausklingen ließ, das ging schon an die tieferen Emotionen. Begonnen hat es auch mit etwas Erfreulichem, einem XXL-Scheck über 2500.- Euro der Bürgerstiftung Overath, den Veronika Bahne-Classen, Vorsitzende des Kulturforums, strahlend entgegennahm.

Vorstand der Bürgerstiftung mit Veronika Bahne-Classen

Eingeladen war die bOLzbAND, ein Modern-Jazz-Quintett mit Heimspiel in Köln. Namensgeber und Gitarrist Mathias Bolz, der seinen Lebensunterhalt als Kinderarzt bestreitet, verriet über ihren Drummer Valentin Austen: „Der hat uns das hier eingebrockt“, denn Valentin ist der Sohn vom  künstlerischen Leiter der Konzertreihe, Manfred Austen. Die allerdings mangels Zuspruch den Weg der klassischen Musik weitgehend verlassen hat, dafür aber immer gut nachgefragte Jazzkonzerte anbietet. So auch diesmal; Austen kündigte in seiner Einführung an, diese Konzerte in Zukunft doppelt stattfinden zu lassen.

Wer von Scat-Gesang bislang nichts wusste – hier war die ideale Möglichkeit zum Kennenlernen. In dieser Kunstform wird die menschliche Stimme zu einem vollwertigen Instrument, der Sänger hat keinen Liedtext, sondern verwendet rhythmisch aneinander gereihte Silben ohne Wortsinn wie wie „Doo be doo be doo“, lautmalerisch werden Instrumente improvisierend nachgeahmt. Berühmter Vertreter war der kürzlich verstorbene Al Jarreau. Gottschalk, nicht mehr ganz jung, aber sehr agil und mit Halbglatze, zauberte unendliche  ausdrucksstarke Bögen und versonnene Momente,  hatte offensichtlich sehr viel Freude an seiner Musik, begleitet vom wunderschön angelaufenen Saxophon des Thomas Wilke, seines Zeichens Radiologe, und dem Bassisten Wolfgang Ohndorf, ebenfalls Röntgenarzt. Ob das kein Zufall ist?

Dazu ein Profi am Klavier; Uwe Roessler, ein feiner Herr mit Fliege und polierter Glatze, moderierte nicht nur trocken-humorig, sondern ließ – optisch offensichtlich ungerührt – auf dem Flügel die Fetzen fliegen, mit rasanten Läufen, mit überraschenden Akkordfolgen, aber auch mit musikalischer Gelassenheit. Der Bassist steuerte ein solides Fundament bei und glänzte immer wieder mit spannenden Solis.  Wunderschön die Übernahme der Gesangsstimme zum Saxophon und die Duette mit der Gitarre, subtil begleitet vom Schlagzeug.

Ohrstöpsel waren nie erforderlich in diesem sehr melodiösen und angenehmen Konzert, mit Stücken wie „Endless“, „Onrisa“ oder „Happy Hour“, die eigene Kompositionen sind, mit „Gentle Peace“ oder „“Midnight Voyage, die für den Sänger geschrieben waren und die es auch auf CD gibt, und natürlich mit den Klassikern „Let it Snow“ oder „Santa Claus is Coming“. Das Publikum war sehr glücklich mit der Musik und applaudierte fast enthusiastisch. Eine sehr schöne Einstimmung auf die Weihnachtszeit, Danke an die Musiker und das Kulturforum.

Danke für die schönen Fotos von Jürgen Bindrim www.bindrim.de

 

 

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