Kunst

Ein echtes buddhistisches Mandala im eigenen Wohnzimmer ?

 

Manchmal muss man auch Glück im Leben haben. So 2009 nach unserer zweiten Bhutan-Reise,  als im ostasiatischen Museum in Köln ein große  Ausstellung über Kunst und Kultur dieses hoch im Himalaja liegenden kleinen Königreichs stattfand.  Aber nicht nur mit Museumsobjekten, sondern mit Heiligtümern  aus den zahlreichen Klöstern und Dzongs  des Landes. Mitgereist waren zwei buddhistische Mönche,  die mehrmals täglich  öffentliche Reinigungszeremonien durchführten, vielleicht um schädliche westliche Einflüsse zu minimieren. Immerhin ist der Buddhismus in Bhutan Staatsreligion und wie auch in Ladakh im Norden von Indien in voller Blüte zu erleben.

Einer der Mönche nutzte die Zeit,  um  für jeden Besucher erlebbar ein “Mandala” zu streuen,  ein rituelles Bild aus farbigem Sand, hier direkt aus der Hand;  üblicherweise und stark vereinfachend wird dazu ein Röhrchen benutzt.  Nicht aber von Nima; es war faszinierend, ihn bei der  Arbeit zu beobachten  und das Bild über Wochen entstehen zu sehen. Natürlich waren wir mehrfach im Museum, konnten auch einige Worte der Landessprache, hatten uns mit den Mönchen fast angefreundet und durften sie sogar in ihr einfaches Quartier zu einer veganen Mahlzeit begleiten. Sie waren ganz locker drauf,  wenn auch ohne Alkohol und Mädels, und haben sogar den Rosenmontagszug miterlebt.

Das Legen eines Mandalas  ist ein spiritueller Vorgang, Nima war dabei offensichtlich der Welt entrückt. Daher müssen Mandalas  nach Fertigstellung auch zerstört (aufgelöst) werden, der Sand soll dann in ein  fließendes sauberes Wasser gegeben werden. Nun hatte man in Köln das erste Mandala  zunächst unter Glas im Foyer des Museums aufgehoben, Nima begann ein zweites zu legen.

Ein Sponsor hatte Tempeltänzer aus Bhutan nach Köln geholt, diese zeigten mehrfach ihre spirituelle Kunst  vor dem Museum und auf der Domplatte.  Der mitreisende Offizielle sprach gut Englisch,  ich fasste mir ein Herz und fragte ihn gegen den Rat meiner Frau,  ob wir das erste Mandala bekommen könnten,  und berichtete kurz von unseren Reisen und der Liebe zu seinem Land. Er fragte die Mönche, die uns ja kannten, und diese nickten. Unglaublich. Zur Frage,  wie man diesen losen Sand fixieren könne, verwies uns die Museumschefin Dr. Adele Schlombs an den mitgereisten amerikanischen Kurator. Er empfahl das Acrylat Degalan PQ 611 gelöst in Shellsol T mit einer Spühpistole aufzutragen. Und da er ohnehin noch in Köln war,  bot er an, diesen Vorgang selbst durchzuführen. So konnten wir unter erbärmlichem Gestank beobachten, wie ein international  anerkannter Spezialist im Keller des ostasiatischen Museums Köln “unser” Mandala mit der Sprühpistole fixierte. Am nächsten Tag  haben wir es abgeholt, voller Sorge,  dass das Museum das Mandala nun doch selbst behalten wollte.

Das zweite Mandala  wurde nach Fertigstellung wie vorgeschrieben “aufgelöst” und in einer feierlichen Prozession und  in Ermangelung eines “sauberen fließenden Gewässers” in den benachbarten Aachener Weiher geschüttet.

Das erste  hat einen guten Platz  in unserem Hause gefunden; anfangs haben wir immer noch nachgeschaut, ob nichts rieselt. Hat es aber nicht. Dr. Schlombs fragte später vorsichtig nach, ob wir denn etwas übrig hätten für eine ordentliche Spende an das arme Museum; hatten wir natürlich.

Später sind wir dann nach Zürich gereist, wo die Ausstellung noch einmal am Riethberg gezeigt wurde, um uns von den Objekten zu verabschieden, bevor sie endgültig in Bhutan bleiben sollten. Auch hier gab es eine sehr stilvolle Präsentation, Nima  legte wieder ein Mandala,  erneut waren wir zum schlichten Mahl eingeladen. Und hatten natürlich ein Geschenk dabei, ein Fotobuch  über die Ausstellung in Köln.

Wie schon gesagt, es ist ein seltener Glücksfall, ein echtes Mandala zu Hause zu haben.

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