Theater

Glosse zu Lasten der kath. Kirche

 

Lacher und Betroffenheit im Kölner Theater am Dom

Für einen Kritiker, der eine unterdurchschnittliche Aufführung besprechen soll, ist es nicht einfach, trotzdem freundliche Worte zu finden; man möchte ja oft die Künstler oder Veranstalter nicht unbedingt in die Pfanne hauen. Diese Situation kam im neuen Stück „Kardinalfehler“ im „Theater am Dom“ überhaupt nicht zum Tragen: Ein sehr origineller wie ironisch-kritischer Plot über die katholische Kirche und ihr geistliches und weltliches Personal, mit blendenden Mimen, mit zackigen und zügigen Dialogen und einem sehr aufgeräumten Publikum mit reichlich   Zwischenbemerkungen. So muss Boulevardtheater sein. Vor allem, wenn dann auch noch sehr ernste Phasen dabei sind, die eher Betroffenheit als brüllendes Lachen mit Schenkelklopfen auslösen. Obwohl es auch sehr viel zu Lachen gibt, aber man musste sehr gut aufpassen, um alle Gags und Wortspiele mitzubekommen.

Der Bischof (Bill Mockridge) mit Haushälterin Margie Kinsky

Was gab es denn da nun so Lustiges ? Eine brave, ungenannte Diözese mit wenig Kirchenaustritten und ohne Missbrauchsfälle – vieleicht die des „großzügigen“ Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst –  feiert ihr 700-jähriges Jubiläum, da kommt sogar der Papst zu Besuch. Was für den salbungsvollen Bischof Glöckner (ganz herrlich: Bill Mockridge mit roten Bischofsschuhen) einsamer Höhepunkt seiner klerikalen Karriere ist. Ihm zur Seite steht der Generalvikar Koch (großartig: Hartmut Volle), der alles perfekt organisieren will. Was er aber nicht wusste: Sein Bischof hat aus einem frühen Verhältnis eine Tochter, die auf der Suche nach ihrem Vater und an Hand eines alten Fotos dessen Bischofs-Kappe geraubt und von den Haaren eine DNA-Analyse hat machen lassen: Volltreffer für die quirlige Rosana Cleve; auch mit steigenden hohen Summen aus dem Opferfond lässt sie sich nicht abwimmeln.

Zum Jagen tragen: Der junge Priester-Seminarist Matteo (Victor Maria Diederich)

Die Korruption lässt grüßen. Mit im Spiel ist ein junger Priester (sehr professionell: Victor Maria Diederich als Matteo), der zwar mit seiner ursprünglich angedachten Begrüßungsrede für den Papst nervt, aber das pikante Geheimnis seines Bischofs herausgefunden hat. Und der sich am Ende eindrucksvoll als schwul outet und eine Lanze bricht für die Frau in der Kirche: Maria wird ohne Ende verehrt, aber an den Altar dürfen die Frauen nicht.

Ernstes Gespräch mit dem apostolischen Aufpasser (Armin Rihahi)

Herrlich auch die Sprüche des Bischofs, als Zeugen Jehovas vor der Türe stehen: „Wir haben kein Interesse an Gott“, und schwule Männer nur „Brüder im Nebel“ sind. Ein Brüller ist die Bemerkung des undurchsichtigen Vikars zum Bischof „Wenn ich gewusst hätte, dass Sie eine Tochter haben, hätte ich meine Frau mitgebracht.“ Auch die Haushälterin Margie Kinsky, mit unverwechselbarem rheinischen Akzent und „Schlabberschnüss“, und im wahren Leben die Ehefrau von Mockridge, lockert die Geschichte ganz köstlich auf, ebenso wie Armin Rihahi als strenger Vorposten des Papstbesuchs.

https://www.facebook.com/theateramdom.de/videos/2014961322348281?locale=de_DE

Das Publikum feierte die Inszenierung von René Heinersdorf mit langem und stehendem Applaus für die Akteure.

Aufführungen bis 6.4.2025. Danach: 0.04.05 – 15.06.25

JE BESSER ICH DICH KENNE …

Komödie von Krystian Martinek
mit NICOLA TIGGELER, MARC SCHÖTTNER, TIMOTHY PEACH, MADELEINE NIESCHE

Inszenierung: Simone Pfennig