Theater

Hausmeister Krause ist zurück

Oliver Durek, Chef des Kölner „Theater am Dom“, dürfte sich über sein volles Haus bei der Premiere von „Du lebst nur zweimal“ mächtig gefreut haben.  Mit seinem neuen Stück um den Hausmeister Krause hat er nach der Corona-Dürre voll ins Schwarze getroffen; jede Menge Fans der bekannten TV-Serie spendeten erheblichen Auftrittsapplaus, als Tom Gerhard, bewaffnet mit Bügelbrett, Plätteisen und seinem obligaten Hütchen auf die Bühne kam. Sogar bei seinem ersten Auftritt nach der Pause wurde erneut geklatscht.

 

Tom Gerhard spielt sich selbst in dem neuen Stück, welches er zusammen mit Franz Krause geschrieben hat (der dafür seinen Namen hergegeben hatte), und auch selbst Regie geführt. Und dabei natürlich jede Menge alter Gags verbraten, lokalpatriotisch aktualisiert – etwa für eine tolle gemeinsame Dienstreise mit seiner Frau nach Frechen oder Hürth-Fischenich, wenn Krause den Vorsitz des Dackel-Vereins übernehmen sollte. Nur – dazu muss er erst einmal gewählt werden. Es steht eine Vorstandssitzung an in seinem kleinbürgerlichen Wohnzimmer mit Blümchentapete, röhrendem Hirsch an der Wand und einem mit Blumen und Kerzen geschmückten „Altar,“ auf dem sein geliebter Hund Bodo in einer Urne ruht. Denn der Dackel-Verein ist der Mittelpunkt seines Lebens, und nun steht die Wahl des Vorsitzenden an. Und da nur drei wahlberechtigte Mitglieder da sind, wittert Krause seine Chance auf den Vorsitzenden. Dazu muss er aber erst einmal den mit Schriftführung und Kasse doppelt belasteten Herbert auf ihn einnorden.

Stephan Bieker ist die tragische Figur des Stücks und gleichzeitig die schauspielerische Lachnummer eins: klein und dick, anrührend einfältig, mit köstlichem Minenspiel, Stotterer, immer die Hände in den Hosentaschen und mit Trippelschritten unterwegs wie ein elektrisches Kirmesauto. Er soll bei der anstehenden Wahl für Dieter stimmen und dafür vielleicht seine Tochter Carmen abbekommen. Der schneidige Vorsitzende Karl (Stephan Preiss), im ordensbehängten grünen Präsidentenrock, weiß das aber zu verhindern, denn Dieters Frau Lisbeth nutzt ihr längst vergessenes Stimmrecht und wählt Karl – aus Trotz, denn ihr eigener Mann hatte ihren 20. Hochzeitstag vergessen und nur noch seinen Dackelclub im Kopf.

Das Stück ist ein hübscher Aufguss der alten und damals beliebten TV-Serie mit vielen ähnlichen Szenen und Details, wie das paramilitärische Gehabe, der Befehlston, die Uniformpflicht; es parodiert das Deutsche Spießertum mit Unterwürfigkeit und Treten nach unten, die damalige Nähe zur NS-Zeit ist allerdings ausgeblendet. Die Inszenierung ist zwar etwas platt und leicht klamottig, schon anders als frühere feinsinnige und hintergründige Stücke im TaD. Aber dem Publikum gefällt es immer noch ausnahmslos, es wurde fast an einem Streifen gelacht. Wie etwa beim Rosenkrieg zwischen Dieter und Lisbeth mit gegenseitigem Kaputtschmeißen von Erinnerungsstücken, auch eine Urkunde zu Dieters glorreichem Clubleben muss dran glauben; man wartete gespannt, ob Lisbeth auch die Dackel-Urne von Bodo gegen die Wand schmeißt.

Krause setzt sich versehentlich auf einen präparierten Stuhl, den er für den verhassten Präsidenten an die Stromleitung angeschlossen hatte, und kippt bewusstlos um. Vorher hatte er seinen Fuß am Sofabein gestoßen und vermutete gleich einen Trümmerbruch – daher sollte Lisbeth, die eigentlich mit seinem ärgsten Feind abhauen wollte, unbedingt bei ihm bleiben. In einem Telefonat des Notarztes hörte er von seinem baldigen Tod, verkennt aber, dass er gar nicht gemeint ist. Der Präsident hat Erbarmen mit ihm, dass er nicht als „Napfwart“ sterben wollte; er tritt zurück und ernennt Krause als neuen Vorsitzenden – auf Lebenszeit. Damit hat er sich allerdings geschnitten, denn Krause ist putzmunter und freut sich auf sein zweites Leben als Hausmeister, jetzt mit Vollzeitstelle und dem unbestreitbaren Vorsitz im Dackelclub. Und das Leben mit seiner geliebten Lisbeth, die ihm natürlich verziehen hat.

Auch schauspielerisch erfreut das Stück auf der ganzen Linie; Luana Bellinghausen ist die schnoddrige, aber liebevolle Tochter mit deutlichem rheinischen Akzent und später eine ausländische Putzhilfe, die sich mit Hilfe der beiden Herren in einen engen roten Rock zwängen soll – was von Lisbeth völlig falsch interpretiert wird. Auch bei Stefan Preiss ist häufiges Umziehen angesagt, denn er spielt auch den Hausverwalter, vor dem Krause unterwürfig buckelt sowie den Notarzt. Tom Gerhard musste eigentlich nichts anderes spielen als früher, aber das erledigte er routiniert und engagiert. Zuvor stand er bereits zweimal auf der Bühne des TaD, in “Ketten der Liebe” https://www.kulturcram.de/2018/02/ketten-der-liebe-im-theater-am-dom-wunderbarer-quatsch-zum-ablachen/  und “Dinner für Spinner” https://www.kulturcram.de/2015/10/dinner-fuer-spinner-von-francis-veber-theater-am-dom-in-koeln/ Hier konnte er seine mimischen Qualitäten so richtig zeigen.

Premieren-Blumen für die Akteure vom Theaterchef Oliver Durek

 

Rezension: Michael Cramer

Fotos: “meu” TaD

www.theateramdom.de 

Die nächste Premiere am 10. November: “Monsieur Pierre geht online” mit Christian Wolff, Patrick Wolff, Simone Pfennig u.a. Fassung von Folke Braband nach dem Film „Un profil pour deux“ von Stéphane Robelin Regie: Horst Johanning

 

 

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