
Entzückend – Cirque Bouffon am Schokoladenmuseum
Frederic Zipperlin, Südfranzose, Impresario, Mitbegründer und Betreiber des Cirque Bouffon, hat mit seiner – leicht sentimentalen – Ankündigung „Die Zeit entschleunigen, die Herzen berühren“ total Wort gehalten, seine neue Création „Carrousel“ ist schlichtweg entzückend. Der Name der neuen Show passt perfekt zum poetisch-artistischen Traumtheater; dazu kommt noch der runde Geburtstag von 20 Jahren. So lange gibt es den „Cirque Bouffon“, der in Köln im „Odonien“ begonnen hat und heute aus dem städtischen Kulturangebot nicht mehr wegzudenken ist. Denn hier dreht sich alles um die Kreisläufe des Lebens, die Schönheit des Moments und die Kunst des Träumens.
Zusammen mit seiner Frau Anja Krips, die als Sängerin in der Manege steht und auch in ihrem Feinkostgeschäft auf der Dürener Straße französische Spezialitäten verkauft, betreibt er den Zirkus; seit 5 Jahren gibt es sogar eine jährliche Weihnachtsshow in der Kirche St. Michael am Brüsseler Platz.
Große Vorfreude herrschte vor der Premiere am Schokoladenmuseum, im Bistro konnte man noch ein Aufwärmschlückchen schlürfen, dann ging es für die 400 Gäste ins Zelt. Eng ist es hier, viele Plätze haben keine Lehne, dafür herrscht aber eine sehr persönliche Atmosphäre. Das drehende Carrousel steht im Mittelpunkt des Zeltes und des Zirkus-Lebens; denn hier spielt die ganze Geschichte. Eine schüchterne junge Frau mit einem Riesenzipfel auf dem Kopf soll eigentlich hier putzen; sie entdeckt Bewegungen hinter den Vorhängen, die sie neugierig öffnet: klar, da kommen die Artisten zum Vorschein. Trotzdem feudelt die Putzfrau (Noémie Picherau) überall und heftig weiter, sogar das Trapez-Seil wird abgestaubt. Sie ist genauso köstlich wie in der früheren Show https://www.kulturcram.de/2023/05/zirkus-magie-am-schokoladenmuseum-koeln/
Die Folge der exzellenten artistischen Darbietungen ist überaus vielschichtig, immer wieder im Wechsel mit dem melodiösen Gesang von Anja in einer Fantasiesprache. Reizvoll ist auch der Wechsel der Nummern, sie gleiten sanft ineinander über. Eindrucksvoll ist die Trapeznummer ebenso wie der Balanceakt, toll ist der Cyr, ein sich drehender großer Ring, und die hängende Turnstange bei dem „flying Pole“. Alles wird musikalisch live begleitet vom hauseigenen Mini-Orchester mit Geige (Nonna Parfenoc), dem Akkordeon von Nastja Schkinder und Kontrabass. Diesen spielt Sergej Sweschinski; er ist auch der Komponist, sozusagen der Generalmusikdirektor. Überhaupt, es wird gar nicht gesprochen, die Geschichte wird nur durch die Körper und Gesten der Artisten und die Musik erzählt. Bis auf lautstarke gelegentliche Äußerungen und Rufe der Clownin, die immer wieder für Gelächter sorgen.
Am Schluss wird das Zelt von den Artisten wieder aufgebaut, die Illusion hat leider ein Ende. Aber immerhin kann man mit den Artisten anschließend noch im Bistro quatschen oder Fotos machen.
Ein rundum vergnüglicher und eindrucksvoller Zirkusabend geht zu Ende, eine tolle Mischung aus Artistik, Musik und Kunst, der sicher noch lange im Kopf bleiben wird.
©Fotos: Dmitry Shakin und Michael Cramer
Termine und Tickets: www.cirque-bouffon.com
