Theater

Funny Money – nur lustig: gehobener Unfug und abgründiger Wahnsinn im Kölner TaD

 

Folgenreiche Verwechslung

Das Kölner Theater am Dom, als Boulevardbühne seit den 1950-ern in der Domstadt fest etabliert, bringt – bis auf seltene Ausreißer – immer eine geschickte Mischung mit entweder durchaus tiefgründigen, sensiblen Komödien, mit gesellschaftskritischen Stücken oder mit einfach netter leichter Unterhaltung. Letzteres wurde im neuen Stück Funny Money von der 85-jährigen britischen Boulevard-Koryphäe Ray Cooney, der sich in seinen Werken zumeist durch absurde Komik hervortut, herrlich auf die Spitze getrieben. Die Geschichte ist total abstrus, aber so exzessiv und so gut gemacht, dass sie schon wieder alle Lacher auf ihrer Seite hat.

Der eigentlich kreuzbrave Buchhalter Heiner B. Liebig (sehr agil und köstlich TV-Star Peter Nottmeier mit gepflegter Halbglatze), tätig in der Kölner Gebühreneinzugszentrale GEZ, kommt durch eine Verwechslung identischer Aktentaschen in der U-Bahn an 1,5 Millionen Euro, in kleinen gebrauchten Scheinen. Klar, dass es sich hier um kriminelles Geld handelt, blitzt es da in seinem auf einmal durchgeknallten Bürogehirn auf. Mit der Kohle sollte man schleunigst abhauen; das hätte er auf der Toilette beschlossen. Er bucht bei Lufthansa telefonisch einen Flug – „egal wohin“- und will mit seiner leicht naiven, herrlich komödiantisch und wie ein aufgeregtes Flatterhuhn spielenden Frau Johanna (Simone Pfennig) weg nach Malle, oder ihr sogar gleich ganz Bali kaufen. Aber sie hängt ob des ungeahnten Reichtums auf einmal an der Flasche und lallt: „Heiner, mir graut vor Dir“.

Wenn dem nur so einfach wäre. Denn da sind seine Geburtstagsgäste Betty und Viktor (sehr professionell und locker: Saskia Valencia und Jacques Breuer), die auf der Matte stehen und sich auf das „Huhn bretonische Art“ gefreut hatten. Und der wahre Besitzer des Geldkoffers; den aber hatte die Polizei mit zwei Löchern im Kopf aus dem Rhein gefischt. Die Polizei hatte den Toten als vermuteten Kofferbesitzer Heiner schon ins Leichenschauhaus gebracht, wo er von der Witwe des „echten“ Heiner identifiziert werden sollte; das aber musste um jeden Fall vermieden werden, genauso wie die Info über den gebuchten Flug mit dem Geldkoffer nach Spanien. Während es bis dahin noch recht gesittet zuging, beginnt jetzt das Chaos. Zwei Kriminalbeamte (Stephan Schleberger und Stefan Preiss) aus Rodenkirchen und Köln Altstadt-Süd tauchen auf, saftige Bestechungsgelder werden verhandelt und die Scheine aus dem Koffer sorgsam nachgezählt. Und Thomas Gimbel als urig kölscher Taxifahrer Powolski („Nein, nicht Podolski“) für die eilige Fahrt zum Flughafen mahnt immer wieder den Taxameterstand seines wartenden Autos an und schwadroniert über seine Chaosstadt.

Australische krude Verwandte werden als Alibi erfunden, auf einmal gibt es zwei Schwäger, dazu ein angedachter Frauentausch á la RTL; man mauschelt zu viert unter einer großen grünen Wolldecke unter den skeptischen Blicken der Polizisten. Und dann gibt es noch den geheimnisvollen Mr. Big (Kleber Valim), ein stadtbekannter Gangster aus dem Milieu. Man ahnt es schon: Natürlich werden die beiden Koffer immer wieder verwechselt, der eine mit viel Geld, der andere mit einigen Papieren und einem „Schinkenbrot mit Ei“ für die Pause. Bis dann ein identischer dritter Koffer auftaucht, der zu einem verblüffenden Finale führt (welches hier aber nicht verraten werden soll).

Der viel im klassischen Theaterbereich, aber auch in der Komödie oft und erfolgreich inszenierende Regisseur Folke Braband hat auf der praktischen Bühne von Tom Presting (Wohnraum mit drei stark genutzten Türen) das quirlige Stück mit leichter Hand, mit perfektem Timing, mit unzähligen Gags und Slapsticks und stark angelehnt an die Stadt Köln auf die Bühne gebracht. Und mit einem perfekt passendem Schauspielerteam, in dem Peter Nottmeier, der hier Heimspiel hat und in Körpergröße, Frisur, Gestik und Minenspiel stark an Louis de Funès erinnert, sich aber nie in den Vordergrund spielt. Dennoch: seine Verbalhysterie kam beim Publikum schon sehr an mit viel Gelächter und Zwischenapplaus in diesem turbulenten wie chaotischen Verwechslungsspiel.

Premiere 23.11. 2017
Regie: Folke Braband
Bühne: Tom Presting
Fotos: Dennis Haentzschel

Theater am Dom Köln

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