Kunst

Die Römertum-Sanierung – früherer Pfusch am Bau?

Mitten im prallen Stadtleben: Römisches Kleinod

Ein kleine Fortsetzungsgeschichte – bald ab hier

 

Pressekonferenz: 14. Februar 2020

Text und Fotos: Michael Cramer

Er ist ein Kleinod in der Kulturstadt Köln, aber leider nicht so richtig drin in den Köpfen der Kölner, obwohl täglich Tausende Autos vom Friesenplatz über die Zeughausstraße in Richtung Dom donnern, der den Blick der Autofahrer meist auf sich selbst zieht. Dabei ist der Turm eines der bedeutendsten Römischen Denkmäler in Köln, letztes fast vollständiges Exemplar von ehemals 19 Festungstürmen, beinahe 2000 Jahre alt und immer noch bestens erhalten trotz wechselvoller Geschichte. Köln, auf Römisch „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“, war damals durch eine mächtige steinerne Stadtmauer geschützt, 4000m lang und durch 11 Tore unterbrochen. Reste davon finden sich an vielen Stellen; so steht ein kleines Nebentor fotogen auf der Domplatte und ein langes Mauerstück quasi um die Ecke vom Römerturm an der St.-Apern-Straße, der Heimat zahlreicher Kunsthandlungen und Antiquitätengeschäfte. Aus dem Mittelalter hingegen stammen die viel jüngeren Tore wie das Hahnentor, das Severinstor und das Eigelsteintor.

Geballtes Wissen am Römerturm: v.l. Prof. Dr. Trier, der Stadtkonservator Dr. Thomas Werner, Prof. Dr. Barbara Schock-Werner

Der Turm wurde im Mittelalter im Rahmen der Stadterweiterung in das Nonnenkloster St. Clara integriert und – wenig rühmlich, aber sehr praktisch – als Latrine genutzt, und dadurch nicht von „Steinräubern“ reduziert. Die Säkularisation unter den Franzosen – die Trennung von Kirche und Staat – bedeutete das Ende des Klosters, der Turm wurde als Wohnhaus aufgestockt. Die Stadt kaufte ihn 1873, reduzierte ihn auf die ursprüngliche Höhe und bewahrte ihn so vor dem Abriss. Später wurde ein neugotisches Wohnhaus angebaut und der Mauerkranz mit historisierenden Zinnen geschmückt; das Objekt beherbergt heute eine Kunstgalerie.

Im Rahmen der Bestandsaufnahme durch den Stadtkonservator Dr. Werner Thomas und den wissenschaftlichen Mitarbeiter Prof. Dr. Alfred Schäfer mit Schwerpunkt “Römische Mauern in Köln”  wurde eine „Blase“ entdeckt, eine partielle Ablösung der äußeren Schale vom gemauerten Kern über mehrere Quadratmeter und bis zu einer Stärke von 16 Zentimetern. Damit besteht die Gefahr, dass Mauerstücke herunterfallen, eventuell verloren gehen oder Passanten verletzen. Denn die äußere Schale aus Grauwacke ist kunstvoll verziert mit geometrischen Mustern aus weißem Kalkstein, rotem Porphyr, Trachyt und Ziegeln in Form von Dreiecken und Rosetten – vielleicht um ankommende Germanen zu beeindrucken. Die Untersuchung mit einem Laserscan, einer Mikro-Sondierung und per Radar – auch nachdem man einen Stein herausgenommen hatte – zeigte den klassischen „Pfusch am Bau“. Sogar bereits bei den Römern?

 

An anderen Bauwerken, so auch am Mauerkopf an der “Burgmauer”  leicht zu erkennen, wurde die innere und äußere Mauer über die Steine aufwändig quasi „verzahnt“, was beim Turm völlig unterblieben ist. Hier hat man die Steine schneller und einfacher platt gegeneinander gesetzt,  das erklärt auch die Ablösung der äußeren Mauer. Vermutlich wurde damals von den Römern – wie auch heute noch in Köln – der billigste Anbieter bevorzugt; ein Regress dürfte inzwischen knapp verjährt sein. Zumal unklar ist, wie lange diese Blase schon besteht. Gebaut wurden der innere und äußere Kern übrigens gleichzeitig, die Fuge dann mit „Opus Caementicium“ aufgefüllt, einem sehr langlebigen Material, welches sogar noch heute den DIN-Normen entspricht.

Ultraschallbild der Turmwand

Alle Kölner Fachleute wurden zusammengetrommelt, darunter auch Dr. Marcus Trier, Chef des Römisch-Germanischen Museums, der nach dem erfolgreichen Umzug seines Hauses an den Neumarkt jetzt vielleicht etwas mehr Zeit haben dürfte. Auch Frau Prof. Schock-Werner, ehemalige Dombaumeisterin und engagierte Verfechterin für „alles Wichtige“ in Köln, ist mit im Boot. Sofort wurde ein gemeinnütziger Förderverein gegründet http://roemermauer-koeln.de, um absetzungsfähige Spenden zu sammeln, Vorsitzende ist natürlich Schock-Werner. Das temporäre Gerüst, welches der 40.000€ teuren Untersuchung diente (viele andere römische Reste wurden ebenfalls untersucht), wird wegen des Rosenmontagszuges abgebaut, die Mauer vorerst einmal durch Netze und Seile provisorisch gesichert. Bei der späteren Sanierung – die Kosten können noch überhaupt nicht ermittelt werden – wird der Römerturm aber immer partiell sichtbar bleiben. Es  ist zu hoffen, dass es durch viele Spenden gelingt, dieses einmalige und für Köln so wichtige zweitausend Jahre alte Objekt wieder in einen dauerhaften Zustand zu versetzen. Daher sei hier der Verein und seine sehr originelle und informative Webseite mit Rundgang durch Köln und Fototour noch einmal genannt:  http://roemermauer-koeln.de Die Mitgliedschaft gibt es für schlappe 50 €, das ist eigentlich ein Schnäppchen und ein gutes Werk zugleich.

Es wird versucht, regelmäßig Fotos vom Fortschritt zu machen und hier einzustellen.

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